Kaninchen
Kaninchen (mndd. kanin; über afrz. conin von lat. cuniculus). Gattung aus der Familie der Hasentiere. Im Altertum als Charakteristikum der Iberischen Halbinsel bekannt, breitete sich das Kaninchen zunächst im Mittelmeerraum, im MA. dann auch in West- und Mitteleuropa aus. Die Haustierwerdung begann wohl im 1. Jh. v. u. Z. in der Röm. Republik, als die Tiere in Leporarien – von hohen Mauern umgebenen Gärten – gehalten wurden. Die Begründer der eigentlichen Kaninchendomestikation im FMA. waren vor allem französische Klöster, galten Kaninchenembryonen und Neugeborene (sog. Laurices) doch als Fastenspeise. Ihre erste Erwähnung in Deutschland finden die Tiere 1149, als Abt Wibald von Corvey seinen Amtsbruder Gerald von Solignac um die Überlassung von zwei Kaninchen-Paaren bittet. Außer zur Fleischerzeugung züchtete man Kaninchen zur Gewinnung wärmender Felle. Der Dung war willkommen zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit in den Gärten. Um 1300 entsprach der Wert eines Kaninchens dem eines Ferkels. Im SMA. wurden Kaninchen vorwiegend für herrschaftliche Jagdvergnügungen vermehrt (s. Frettchen). Eine französische Handschrift von 1393 zeigt vornehme Damen bei der Jagd im Kaninchengarten. Sie bedienen sich dabei eines Schoßhündchens, einer Keule und eines Jagdbogens. Im „Queen Mary´s Psalter“ (14. Jh.) findet sich eine Darstellung, die Damen bei der Kaninchenjagd mit einem Frettchen zeigt.
Da es schwierig war, die Kaninchen am Untergraben der Einfriedung zu hindern, legte man Leporarien gerne auf kleinen Inseln ein, so etwa auf einer Insel im Schweriner See (1407 als Kaninchengarten erwähnt), oder man wilderte sie auf größeren Inseln aus (so auf Vlieland, Texel oder Amrum). Die in Freigehegen gehaltenen Kaninchen behielten ihre Wildeigenschaften bei, was sie als jagdbare Tiere umso begehrenswerter machte.