Kinderkreuzzug
Kinderkreuzzug. Die Kölner Königschronik, die Annales Scheftlariensis und andere Quellen belegen für 1212 den spontanen Aufbruch tausender, fast ausnahmslos sehr armer frz., dt. und niederld. Kinder und Jugendlicher „von sechs Jahren bis zum Mannesalter“ zum Zug ins Hl. Land. Von schwärmerischer Kreuzzugsbegeisterung ergriffen, voller Verzweiflung über das Scheitern der Kreuzritter und von rattenfängerischen, schmarotzenden Erwachsenen geleitet, zogen sie in ihr Verderben, soweit sie nicht zur Umkehr hatten bewegt werden können. Die meisten erlagen den Strapazen des Marsches, gingen durch Schiffbruch zugrunde oder landeten auf muslimischen Sklavenmärkten. Die Amtskirche hatte sich dem Vorhaben der Kinder entgegengestellt und jede Hilfe verweigert. Letztlich gingen auch von denen, die sich auf den Heimweg machen konnten, viele an Hunger und Erschöpfung zugrunde.
Der Kinderkreuzzugs-Bewegung lag zum Einen die Tendenz der zeitgenössischen Volksfrömmigkeit zugrunde, in den Kindern die reinsten, unschuldigsten Menschengeschöpfe zu sehen, zum Andern die ungebrochene Sehnsucht nach der „Befreiung“ des Heiligen Landes. Wenn diese wegen Uneinigkeit, Habgier und Hoffart der militia Christi missglückt war, so sollte sie doch den Schwächsten aufgrund ihres fundamentalen Glaubenseifers gelingen.
In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde der Kinderkreuzzug zu einem beliebten Legendenstoff.