Kinderspiele

Aus Mittelalter-Lexikon
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Kinderspiele. Der Spieltrieb der Kinder im MA. war nicht anders als zu jeder beliebigen Zeit. (Nur die künftigen Heiligen spielten nicht, sie waren schon als Kinder so ernsthaft wie würdige Greise.) Kinder spielten mit allerlei Gebrauchsgegenständen (Löffeln, Bechern), mit Gegenständen aus der natürlichen Umgebung (Sand, Holzstöcken) oder mit Kinderspielzeug (Rasseln, Bällen, Reifen, Stelzen, Puppen, Murmeln, Windrädern, Holz- und Tonfiguren); sie spielten einzeln oder in Gruppen, Gesellschafts- oder Rollenspiele, je nach Alter unter Aufsicht oder unbeaufsichtigt. Knaben ritterlichen Standes wurden mit Steckenpferd, Pfeil und Bogen, Kriegerfiguren usf. frühzeitig auf ihre spätere Rolle eingestimmt. Insgesamt war den Kindern, wenigstens bis zum 7. Lebensjahr, dem Ende der infantia, genügend Freiraum gegeben, um spielend ihre gefühlsmäßigen, sprachlichen, motorischen, sozialen und intellektuellen Fähigkeiten zu entwickeln. Spielzeug und gespielte Rollen entsprachen dem jeweiligen Umfeld. In manchen grausamen, besonders in den tierquälerischen Kinderspielen spiegelte sich der verbreitete Sadismus der Zeit.
Über kindgerechtes Spielen äußerten sich Kapazitäten wie Konrad von Megenberg (in „Yconomica“, 1348/52) oder Dr. Johannes Hinderbach, der gelehrte Jurist und nachmalige Bischof von Trient (gest. 1486), in seiner Anleitung zum Ballspielen.