Konrad Kyeser
Konrad Kyeser (1366-1405). Aus vornehmer Familie stammender Arzt, Kriegsingenieur und Truppenführer aus Eichstätt. Nach vielerlei Kriegsabenteuern fiel er wegen Verlassens des Kreuzfahrerheeres bei Kaiser Sigismund in Ungnade (1396), und wurde in das Lager Bettlern in Böhmen verbannt. Dort entstand zwischen 1402 und 1404 sein lat. Lehrbuch über Kriegstechnik, die illustrierte Pergamenthandschrift "Bellifortis" (= Der Kriegstüchtige), die für lange Zeit als das Standardwerk galt. Das Buch, das in zahlreichen Abschriften Verbreitung fand, enthält zu jeder Miniatur einen erläuternden Text in lat. Hexametern. Es ist in zehn Kapitel unterteilt:
1. Streitkarren
2. Belagerungsmaschinen
3. Hydraulische Maschinen
4. Leitern und Steigzeuge
5. Schießgeräte
6. Befestigungsbauten und Defensivmittel
7. Geheimmittel
8. Die Verwendung des Feuers als Waffe
9. Die friedliche Verwendung des Feuers
10. Werkzeuge.
Als Beispiele aus dem umfangreichen Katalog seien genannt: ein Warmluftdrachen, den ein Reiter als schreckerregendes Feldzeichen an einer Leine mit sich führt (Vorläufer der Montgolfiere); ein in einem Ringgehänge gelagertes Feuerbecken (das Ringgehänge sollte 150 Jahre später fälschlich nach Geronimo Cardano benannt werden, war indes schon 200 v. Ch. bekannt); ein sechsläufiges Drehgeschütz, dessen Eigenart Kyeser mit "revolvendus" beschreibt; es ermöglicht eine schnelle Schussfolge (ein beachtlicher Vorteil, wo zum Laden auch eines kleinen Geschützes etwa eine Viertelstunde benötigt wurde); ein Pulversprengsatz zum Sprengen von Hindernissen (bemerkenswert, da bergmännische Sprengarbeit erst 1627 erwähnt wird); eine Steigleiter nach dem Prinzip der "Nürnberger Schere"; Hakenleitern, die sich fest auf der zu stürmenden Mauerkrone einkrallen; aufblasbare Schwimmgürtel aus Leder zum Durchschwimmen von Wassergräben oder Flüssen; Schneereifen, Taucheranzüge, Druckwasserleitungen (über Berg und Tal), Schiffsbrücken (Pontonbrücken), Rezepte für Sprengstoffe und Heilmittel, sowie Anleitungen zur Benutzung von Astrologie, Alchemie und Magie für die Lösung kriegstechnischer Probleme.