Konrad von Megenberg

Aus Mittelalter-Lexikon
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Konrad von Megenberg (Conradus de Monte Puellarum, C. Ratisbonensis; 1309-74). Gebürtig aus einer wohlhabenden Ministerialenfamilie aus dem heutigen Mäbenberg bei Abenberg (MIttelfranken), begann seine schulische Bildung in Schweinfurt und Erfurt. Noch vor 1334 nahm er das Artesstudium an der Pariser Universität auf, wo er auch den Magistergrad erwarb. 1342 bis 1348 war Konrad Rektor der Wiener Stephansschule, aus der später die Universität hervorgehen sollte. Letzte Wirkungsstätte war Regensburg, wohin er 1348 übersiedelte und als Domherr, Scholaster (um 1350), Pfarrer von St. Ulrich (1359-63) und Bewerber für um das Amt eines Dompropsts (1361) auftrat. Konrad gilt als einer der literarisch produktivsten Kleriker des 14. Jh.: er verfasste dt. und lat. Schriften zu Themen der Hagiographie, der Theologie und Moralphilosophie, der Naturphilosophie, Medizin, Astronomie und Kanonistik.
1350 vollendete er die erste naturwissenschaftliche Abhandlung von Rang in deutscher Sprache, "Das Buch der Natur" ("puoch von den natürleichen dingen"). Als Vorlage diente der "Liber de natura rerum" des Thomas von Chantimpre. Darin schrieb er unter anderem über Pflanzen, Tiere, über Krankheiten und Heilmittel, über den Wasserkreislauf und den Regenbogen. Bei der Übernahme von Textstellen auch anerkannter Autoritäten beweist er mitunter kritische Distanz; so kommentiert er die Behauptung des Plinius, der Luchs habe so scharfe Augen, dass er durch dicke Wände sehen könne, mit einem lapidaren "des gelaub ich niht".
Das Buch fand weite Verbreitung und wurde auch frühzeitig (1475) gedruckt. Es ist in acht Kapitel gegeliedert:
I. Von dem Menschen in seiner gemainen Natur
II. Von dem Himeln und den siben Planeten
III. Von den Tiern in ainer Gemain (= im allgemeinen; über Vierfüßler, Vögel, Meeresungeheuer, Fische, Schlangen, Insekten)
IV. Von den Paumen (=Bäumen)
V. Von den Kräutern
VI. Von den edlen Stainen
VII. Von dem Gesmaid (= den Metallen)
VIII. Von den wunderlichen Prunnen
Konrads "Deutsche Sphaere" (eine freie Übertragung des höchst einflussreichen "Liber de sphaera" des Johannes von Sacrobosco) war das erste deutschsprachige Werk über astronomische und physikalische Fragen. Von seinen geistlichen, kirchenpolitischen, staatspolitischen, hagiographischen und moralphilosophischen Schriften sind viele verschollen. Zu seinen Hauptwerken zählen der "Planctus Ecclesiae in Germaniam" (Klage über das Zerwürfnis zwischen Kaiser- und Papsttum), das "Speculum felicitatis humanae" (über die menschlichen Tugenden und Laster; 1348), der „Tractatus contra Wilhelmum Occam“ (um 1354, zur päpstlichen Führungskompetenz), der "Tractatus de moralitate in Alemannia" (über die Ursache der Pest im Zorn Gottes) und die "Yconomica" (1348/52). Unter dem letzten Titel steht eine dreibändige Enzyklopädie über Ökonomik und Politik; sie behandelt neben Fragen des „Hauswesens“ die Hierarchien im Bürgertum, am Fürsten- und am Kaiserhof, in der Kirche und beim päpstl. Stuhl. Über das Verhältnis von Kaiser und Papst (als filius ecclesie und pater familias) urteilt er im Sinne eines strengen Kurialismus´.