Kreuzigung Christi (Kunstmotiv)

Aus Mittelalter-Lexikon
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Kreuzigung Christi (Kunstmotiv). Das Thema der Kreuzigung Christi gehört zu den beherrschenden Motiven der bildenden Kunst des MA. Der Betrachter sollte zum Mitleiden und zur frommen Versenkung in das schmerzensreiche Opfer des Gottessohnes angeregt werden. Nachdem es im 6. Jh. als Miniatur in der byzantin. Kunst erstmals aufgetreten war, erschien es in Westeuropa in der karoling. Epoche zunächst als Nachempfindung byzantin. Vorbilder: der Gekreuzigte wird als jugendlicher Lebender mit weit geöffneten Augen dargestellt, aufrecht vor dem Kreuz stehend (z.B. im Psalter Ludwigs d. Frommen, um 830). Erst allmählich ändert sich die Auffassung, Christus erscheint nunmehr als Toter, in eingesunkener Körperhaltung (z.B. Gerokreuz im Dom zu Köln, um 970). Erst im 12. Jh. sollte sich diese Auffassung allgemein durchsetzen. In der Gotik steigern sich – vor allem in der Tafelmalerei – Naturalismus und Dramatik der Darstellung; Mimik und Gestik erscheinen drastisch übersteigert, die Szene wird volkreicher und vielfach simultan aus Einzelszenen aufgebaut (Beispiel: Mitteltafel aus dem Amelsbürener Altar des westfäl. Malers Johann Koerbecke; Mitte des 15. Jh.). Noch im 15. Jh. kommt der Bildtypus des "einsamen Kreuzes" auf, bei welchem der Gekreuzigte allein, ohne Nebenfiguren und vor dunklem Hintergrund erscheint.
(s. Kruzifix)