Krummstab

Aus Mittelalter-Lexikon
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Krummstab (Bischofs-, Abts-, Äbtissinenstab, Hirten-, Schäfer-, Krummstab, virga pastoris, baculus pastoralis, pedum). Möglicherweise auf des Herrschaftszeichen ägyptischer Könige und darüber weuter zurück auf ein Werkzeug der Hirten zurückgehendes geistliches Würdezeichen. (Der Hirtenstab war an einem Ende hakenförmig gekrümmt, um ein Tier oberhalb des Fersenhöckers fixieren und so einfangen zu können. Im 4. Jh. u.Z. zeichnete Kaiser Konstantin die christl. Bischöfe mit dem Rechtssymbol eines Stabes aus, der dem röm. Augurenstab nachempfunden war. Als Insignie des christlichen Kultes ist der Krummstab erstmals im 6./7. Jh. in Frankreich und Spanien bezeugt. Der Form nach besteht er aus einem ca. 1,5 m langen geraden Schaft, dem am oberen Ende über einer knotenartigen Verdickung – dem nodus oder Halsring - die hakenförmige oder schneckenartig gewundene „Krümme“ aufsitzt. Unterhalb des Halsrings ist der ®„Pannisellus“, ein zum dekorativen Accessoire gewordenes Schweißtuch befestigt. Während der Schaft meist aus Holz besteht, ist der Halsring aus Edelmetall gefertigt und die Krümme aus Elfenbein, Walrosszahn, Büffelhorn oder Bein geschnitzt.
Auch dem Papst als Bischof von Rom steht seit dem Frühmittelalter als Insignie der Hirtenstab zu; dieser - Ferula (lat., = Stock) oder Petrusstab genannt - trägt am oberen Ende anstelle der Krümme ein Kreuz. Die Ferula wurde bei liturgischen Handlungen nicht vom Papst selbst geführt, sondern ihm vorangetragen.
Krummstab wie Ferula werden bei feierlichen Handlungen mit der linken Hand geführt.
Herausragende Beispiele: der Abtsstab des hl. Godehard (Krümme aus Walrosszahn Bamberg, um 1020, möglicherweise im Auftrag Heinrichs II. oder seiner Gattin Kunigunde gefertigt, das Motiv einer nach Weinranken greifenden Hand darstellend; Benediktinerabtei Niederaltaich);
der sogenannte Wolfgangstab (Krümme aus schwarzem Büffelhorn, Elfenbein, Bein, Silber und vergoldetem Messing, mit farbigen Steinen verziert, 10. Jh, Stab 13. Jh.; die von der Krümme umschlossene Kapsel in Form eines Rundmedaillons zeigt auf der Vorderseite die getriebeneFigur des thronenden Bischofs Wolfgang, der in seiner Rechten ein Kirchenmodell, in der Linken den Bischofsstab hält; der Stab ist im Besitz der Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Emmeram in Regensburg und zählt zu den bedeutendsten Berührungsreliquien, die vom Hauptpatron des Bistums Regensburg erhalten sind;
die Erkanbald-Krümme (Silberguss, vergoldet und ziseliert, vor 1011, Hildesheim, Besitz des dortigen Dom-Museums; die Krümme ist durch eine Biegung des paradiesischen Baumes der Erkenntnis gebildet und umschließt die Szene des göttlichen Strafgerichts über Adam; das Kunstwerk stammt wohl aus der von Bernward gegründeten Hildesheimer Goldschmiedewerkstatt und gilt als Geschenk des Bernward an den ihm anverwandten Fuldaer Abt Erkanbald; Besitz des Hildesheimer Dom-Museums).