Lipman, Jom Tob
Lipmann, Jom Tob (Yom Tov Lipmann von Mühlhausen [bei Erfurt oder in Südböhmen]; geb. 2. Hälfte 14. Jh., gest. Mitte 15. Jh.). Seit Ende der 80er Jahre des 14. Jh. lebte der hochgebildete Philosoph und Schriftgelehrte in Prag, wo er 1407 als iudex Judaeorum genannt war. Er beherrschte das Lateinische, war mit dem Neuen Testament und den Schriften der Kirchenväter ebenso vertraut wie mit der Bibel und dem Talmud. Sein besonderes Interesse galt jüd.-christl. Streitfragen. Er besuchte jüd. Gemeinden (z.B. in Krakau, Erfurt und Lindau), um die Einhaltung der Religionsgesetze („Halacha“) zu kontrollieren und Missstände abzustellen. Eine umfangreiche Korrespondenz und vielfache persönliche Kontakte verbanden ihn mit gelehrten Zeitgenossen. Seine Gedanken, wie er sie in verschiedenen Disputationen vorgebracht hatte, versammelte er in der polemischen Schrift „Sefer ha-Nizzachon“, einer scharfsinnigen und humorvollen Anleitung für Disputationen mit Christen. Weitere Werke befassten sich mit der Kabbalah, Halacha und Philosophie. Zwischen 1440 und 1450 gehörte Lipmann zu den Vormännern der Versammlung der deutschen Juden (Aschkenasim) in Erfurt. Wenig später ist er gestorben.