Lucidarius

Aus Mittelalter-Lexikon
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Lucidarius (lat., = der Lichtspender, der Erleuchter). Aus Werken vor allem des ®Honorius Augustodunensis ("Elucidarius", "Imago mundi", "Gemma animae") kompilierte um 1190 ein anonymer Verfasser aus dem alemannischen Sprachraum im Auftrag Heinrichs d. Löwen in Braunschweig die Enzyklopädie "Lucidarius". Sie war für Laien konzipiert, steht in benediktinisch-monastischer Tradition und gilt als "erstes Originalwerk in dt. Prosa". Die in Form eines Dialogs zwischen Lehrer („meister“) und Schüler („junger“) angelegte Enzyklopädie war für den Schulgebrauch bestimmt und umfasst drei Bände zu weltlichem und geistlichem Wissen. Der erste Band handelt von Gott und der Ordnung der Schöpfung, von Geographie, Kosmologie, Astronomie und von der körperlchen Beschaffenheit des Menschen. Der zweite erläutert Theologisches (Trinität, Sünden, Erlösung) und die liturgischen Handlungen. Im dritten werden die eschatologischen Begriffe Tod, Fegfeuer, Hölle, Weltuntergang, Jüngstes Gericht, ewige Seligkeit u.a. erklärt.
Das Werk fand beispiellose Verbreitung, wurde ins Französische, Provencalische, Italienische, Englische, Niederländische, Dänische und Tschechische übersetzt und ging in Teilen noch bis ins 19. Jh. in Druck.