Lullus

Aus Mittelalter-Lexikon
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Lullus (Lull; hl; um 710 - 786). Angelsächsischer Mönch aus einem in Wessex begüterten Adelsgeschlecht, erzogen im Kloster Malmesbury. Während einer Wallfahrt lernte er in Rom den gerade zum päpstl. Legaten für die Germania ernannten Missionserzbischof Bonifatius kennen und folgte diesem als Missionar und enger Vertrauter („geistlicher Sohn“) ins östliche Frankenreich. Nach dem Märtyrertod des Bonifaz (754) wurde er dessen Nachfolger als Bischof von Mainz und als Oberhaupt der angelsächsischen Missionare in Hessen und Thüringen. Lull sorgte für die Überführung von Bonifatius´ Leichnam nach dessen Wunsch-Grabstätte Fulda, und ließ durch den Kleriker Willibald eine „Vita sancti Bonifatii“ schreiben. Er erhob die Einsiedelei Hairulfisfeld (Hersfeld) zum Kloster und erreichte 775 dessen Anerkennung als Reichskloster durch Karl d. Gr., dessen enger Vertrauter und Berater er war. In fortgeschrittenem Alter widmete sich Lull vorrangig der von Bonifatius begonnenen Sachsenmission, die von Kaiser Karl in Form von Zwangschristianisierungen und Massentaufen (776/77) vollendet wurde. In dem panegyrischen Gedicht „De conversione Saxonum“ rühmt er Karl als Bezwinger und Täufer der Sachsen. – Lulls Leichnam wurde in seinem Kloster Hersfeld beigesetzt, wohin er schon um 780 die Gebeine des hl. Wigbert hatte aus Fritzlar überführen lassen. – Die Briefe des hl. Lullus stellen eine hochrangige Quelle für die zeitgenössische Geschichte des Frankenreiches, des Papsttums und der Missionstätigkeit dar.