Majoran
Majoran (ahd. majolan, mhd. majoran; mlat. majorana; botan. Origanum majorana; volkstüml. Gartenmajoran, Badkraut). In den Mittelmeerländern verbreitete Gewürzpflanze der Gattung Origanum aus der Familie der Lippenblütler. Gekennzeichnet durch eine Wuchshöhe von bis zu 80 cm, durch gegenständige behaarte Laubblätter und ährigen, weiß-grauen Blütenstand. Die Blätter sind aufgrund der darin enthaltenen ätherischen Ölen von würzigem Geschmack.
Majoran wurde schon in der grch. und röm. Antike als Würz-, Heil-, Räucher- und Zierkraut geschätzt. Von dem Heilwissen der klassischen Antike profitierten die arab. Mediziner des MA., und durch Übersetzungen von deren Schriften gelangte der Majoran in den Kräuterbestand der Klostermedizin. Seine Qualität wurde als wärmend und trocknend eingestuft. Es gab kaum ein Leiden, gegen das Majoran-Präparaten keine Heilkraft zugetraut wurde. Die Heilanzeigen reichten von Schnupfen, Brust- und Leibbeschwerden bis zu Nervenleiden, Zeugungsschwäche und Pest.
Hildegard v. Bingen empfiehlt gegen „Kopfschmerz durch Verqualmung des Magens“ eine Salbe aus zerstampftem Majoran, Salbei, Fenchel und Andorn, mit der der Kopf einzureiben sei. – Zur Beruhigung eines jähzornigen Gemütes rät sie zu einem Pulver aus getrockneten Lorbeeren, Salbei und Majoran; dieses sei in ein feines Tuch zu geben und der daraus aufsteigende Duft einzuatmen. Weiters soll man einen Teil des Pulvers in Wein aufschwemmen, und damit Stirn und Schläfen einreiben; „dies beruhige die Gefäße der Stirn und der Schläfen, die durch den Zorn in Aufregung versetzt sind.“
In der ma. Küche hauptsächlich der Mittelmeerländer wertete man viele Speisen mit dem leicht bitteren Aroma des Majoran auf, so Fleisch- und Fischgerichte, Pasteten, Gemüse und Suppen.
Im Aberglauben galt Majoran wegen seines aromatischen Geruchs als Abwehrmittel gegen Dämonen, Hexen und Schadenszauber – besonders wenn die Form von Räucherungen angewandt wurde. Gegen Milchzauber hängte man einen Majoranstrauß in den Kuhstall.
(s. Dost)