Makrokosmos/Mikrokosmos

Aus Mittelalter-Lexikon
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Makrokosmos/Mikrokosmos. Einen Wirkungsbezug zwischen Makrokosmos (mundus maior; Sternenwelt, Universum) und Mikrokosmos (mundus minor; Mensch, Menschenwelt) haben schon vorchristliche Mythen und Denker gekannt. So ging Platon von einer substanziellen Einheit von Mensch, Natur und Kosmos aus, von deren Beherrschung durch analoge Prinzipen und von deren wechselweiser Beziehung – bestanden sie doch sämtlich aus den selben Elementen Feuer, Luft, Wasser und Erde. Im MA. lebte diese Vorstellung in Astrologie, Iatromechanik und Kosmologie, in Magie, Mantik u.a. fort. Bildhafte Darstellung finden sich im Abendland vom 11. Jh. an, und zwar in Bildern, welche menschliche Körperregionen mit Tierkreiszeichen in symbolhafte Entsprechung bringen. Stellvertretend für eine Vielzahl ma. Bilder zu dem Thema sei eine Illustration im „Liber divinorum operum“ (13. Jh.) genannt: ein nackter Mensch – der Mikrokosmos – steht im Luftkreis der Erde, und reicht mit den Gliedmaßen an den Kreis der Himmelssphären, den Makrokosmos, der seinerseits von Gottvater mit den Armen umfasst wird.
Der gelehrte Bischof Isidor von Sevilla stellte im 7. Jh. fest: "Deshalb haben die Alten den Menschen in einen Zusammenhang mit dem Bau der Welt gestellt, da ja auf griechisch die Welt Kosmos, der Mensch Mikrokosmos, das heißt kleinere Welt, genannt wird."