Manessische Liederhandschrift

Aus Mittelalter-Lexikon
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Manessische Liederhandschrift (auch große Heidelberger LHS, im Gegensatz zur kleinen Heidelberger LHS, einer aus dem Elsaß stammenden LHS des 13. Jh. Nach Heidelberg ist die Sammlung benannt, weil sie sich in der dortigen Universitätsbibliothek befindet.) Der Zürcher Ratsherr Rüdiger Manesse und sein Sohn Johannes trugen weltl. Lyrik von 140 Dichtern mit etwa 6.000 Versen zusammen und gaben sie als Sammelhandschrift um 1340 in Zürich heraus. Die Handschrift stellt die umfangreichste Sammlung dt. Minnelieder dar. Triebfeder für den Sammeleifer der Manesse dürfte das Bestreben gewesen sein, das sittliche Prinzip des "Frauenlobs" zu erhalten und dem gehobenen Stadtbürgertum zu vermitteln. (Der Begriff "Frauenlob" schließt neben der Idealisierung weiblicher Vollkommenheit im Bild der edeliu frouwe auch die "werdekeit", die Veredelung des männlichen Wesens ein.) Der Verbleib der Manessischen Sammlung nach ihrem Entstehen liegt im Dunklen, bis sie mit Sicherheit Ende des 16. Jh. im Besitz des Pfälzer Kurfürsten in Heidelberg nachzuweisen ist. Im 17. Jh. wurde sie wahrscheinlich von Ludwig XIV. käuflich erworben und 1675 der Königlichen Bibliothek in Paris einverleibt. Erst 1888 gelang es, sie für Deutschland zurückzuerwerben. Seitdem befindet sie sich in der Heidelberger Universitätsbibliothek als Codex Palatinus Germanicus 848. Sie enthält auf 423 Pergamentblättern im Format 35,5 x 25 cm die Lieder von 140 Dichtern und ist mit 137 ganzseitigen Autorenbildern und einer Federzeichnung geschmückt. Jedes der Bilder ist dem Werk eines Dichters zugeordnet und steht seinen Liedern als Titelblatt voran.