Marktschreier

Aus Mittelalter-Lexikon
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Marktschreier waren Leute, die auf Märkten ihre Waren oder Dienstleistungen lauthals anpriesen. Dazu zählten Arzneikrämer, Theriakhändler, Salbschreier, fahrende Heilkünstler ("ruof-arzete"), Kesselflicker, Wahrsager usw. Die besser gestellten unter den Zahnkünstlern oder Wundärzten hielten sich eigene Ausrufer, Komödianten oder Possenreißer, die das Volk an die Behandlungsbühne lockten und sich dabei besonders derb-erotischer Späße bedienten. Zum den marktschreierischen Lockmitteln der Ruf-Ärzte gehörten echte oder gefälschte Dokumente, welche von wunderbaren Heilerfolgen berichteten, das Zurschaustellen von exotischen Allheilmitteln und von Instrumenten phantasiebeflügelnder Art (Zahnzangen, Knochensägen, Wundmesser, Schröpfköpfen, Klistierspritzen usf.) oder von erfolgreich entfernten Zähnen, Nieren- oder Blasensteinen. Marktschreierische Werbung im ambulanten Heilwesen wurde von erfahrenen, handwerksmäßig ausgebildeten Wundärzten und betrügerischen Quacksalbern und Scharlatanen gleichermaßen betrieben.
Stadtsässige approbierte Physici fühlten sich von den Ruf-Ärzten an ihrem Enkommen geschädigt. In vielen Fällen kam ihnen der Rat zu Hilfe, indem er Verbote gegen die betrügerische Konkurrenz erließ, auch Stadtverweisung und sogar peinliche Strafen verfügte.
(s. Ärzte)