Marsilius von Padua
Marsilius von Padua (M. Patavinus, eigentlich Marsilio dei Mainardini [M. Menandrinus]; um 1280 – um 1343). Universalgelehrter aus Padua; studierte in seiner Heimatstadt Medizin, in Paris Philosophie und Theologie. 1312 magister artium, 1313 zum Rektor der Pariser Universität gewählt, danach im Dienst der Ghibellinen in Italien. Hier veröffentlichte er 1324 seine politische Streitschrift "Defensor Pacis", in welcher er gegen das Papsttum in Avignon in Person Johannes XXII. und für Ludwig IV. den Bayern und für einen von klerikaler Bevormundung freien weltlichen Staat eintrat. Im Defensor vertritt M. die Idee eines Generalkonzils als oberster Kircheninstanz, welches aus aus gewählten Priestern und Laien bestehen sollte. Die Kirche sollte besitzlos sein, sich dem weltlichen Staat unterordnen und sich auf Dinge des Glaubens beschränken. Er bezweifelte, dass der Papst der Nachfolger Petri sei und ging mit seiner „demokratischen“ Konzilsvorstellung deutlich über die Vorstellung des episkopalistischen Konziliarismus hinaus. 1326 floh er, mit dem Kirchenbann belegt und von einer Verurteilung als Ketzer bedroht, an den Hof Ludwigs IV. d. Bayer nach Nürnberg, wo als geschätzter Berater aufgenommen wurde. 1328 wirkte M. an der Kaiserkrönung Ludwigs durch das Volk von Rom – ohne päpstliche Beteiligung – und an der Erhebung des Gegenpapstes Nikolaus V. maßgeblich mit. Er war einer der wenigen ma. Autoritäten, welche die Echtheit der ®Pseudoisidorischen Dekretalen öffentlich anzuzweifeln wagten.