Meeresströmungen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Meeresströmungen (lat. refluxiones). Ma. Naturphilosophen – besonders Guilelmus de Conchis (um 1080 – um 1154) – beschäftigten sich mit Ursache, Richtung und Auswirkung der von Seefahrern festgestellten Strömungen. Derartige Strömungen konnten bis über 100 km breit sein und mit Geschwindigkeiten von 0,2 bis 3 m/sec fließen; in Meerengen (z.B. der von Gibraltar, vor Dover, zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer) konnten Ausgleichsströmungen zwischen den Meeren oder Gezeitenströmungen noch höhere Geschwindigkeiten erreichen. (Bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 2 m/sec wird eine Schiff ohne weiteren Vortrieb um 170 km/Tag versetzt.)
Nach Ansicht der Gelehrten gingen die Strömungen von dem angenommenen Äquatorialozean aus, und umströmten mit dem dort angewärmten Wasser die drei Kontinente nach Norden und Süden. Von diesem Großsystem abweichende Strömungen erklärten sie mit unterseeischen Gebirgen. An den Erdpolen vermutete man gewaltige Meeresstrudel, die das Wasser ins Erdinnere einsogen. Grund für diese Vorstellung könnte die starke Gezeitenströmungen vor den norwegischen Lofoten gewesen sein; dem gewaltigen Sog dieses „Malstroms“ (v. ndl. maalstrom, zu malen = drehen) waren Berichten zufolge Seefahrer nur mit knapper Not entronnen.
(s. Gezeiten)