Merigarto (poet. Erdbeschreibung)

Aus Mittelalter-Lexikon
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Merigarto (mhd, = die meerumflossene Erdscheibe). Titel einer um 1090 in Prül bei Regensburg entstandenen mhd. Erdbeschreibung, gedacht als Schullektüre für das Artes-Studium. Das poetische Werk vermittelt weniger Sachwissen als Fabeln und Legenden über ferne Länder. Textausschnitt:

Ein uuizzer prunno pi Rome springit vili scone,
demo dei ougin serezzin, der ili si dar mite nezzin:
uber churze stunt sint si imo gisunt.

In Morlant ist ein se, der machot den lip scone:
der sih dermite bestrichit, diu hut imo glizzit.

Allesua ist ein prunno, der machot suozze stimma.
der heis ist, gitrinchit er sin einist,
er singit so luto, deiz wunterint dei liuto.

(Ein klarer Brunnen entspringt sehr schön bei Rom,
wem die Augen schmerzen, der eile, sie damit zu netzen:
über kurze Zeit sind sie ihm gesund.

In Mohrenland ist ein See, der macht den Leib schön:
wer sich damit bestreicht, dem erglänzt die Haut.

Anderswo ist ein Brunnen, der macht die Stimme süß.
Wer heiser ist und einmal daraus trinkt,
der singt so laut, dass sich die Leut' darüber wundern.