Mesue, Johannes

Aus Mittelalter-Lexikon
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Mesuë, Johannes (der Name bezeichnet sowohl Vater als auch Sohn: Mesuë d. Ältere, pater Mesuë, Abu Yohanna Masawaih und Mesuë d. Jüngere, Johannes filius Mesuë, Abu Zakariya Yuhanna ibn Masawaih,~777 - ~857. Hier soll von Mesuë filius, junior, posterior oder antiquior die Rede sein). Sprachenkundiger persischer Arzt und Schriftsteller nestorianischer Glaubenszugehörigkeit, Leibarzt mehrerer Kalifen, darunter des Harun al Raschid. In deren Auftrag ließ Mesuë d. J. als Leiter einer Übersetzerschule im Haus der Weisheit zu Bagdad heil- und pflanzenkundliche Werke aus dem Griechischen, Altsyrischen und Persischen ins Arabische übertragen. (Einer seiner Schüler ist ®Johannitius gewesen.) Diese Übersetzungen und eigene Schriften des jüngeren Mesue (z.B. eine Allgemeine Arzneimittellehre {„Antidotarium“} und ein Heilkräuterbuch {„De simplicibus“}) wurden in lat. Sprache im Abendland zum festen Bestandteil der medizin. Fachliteratur bis ins 17./18. Jh. Von ihm stammt auch die älteste erhaltene Schrift über Augenheilkunde ("Daghal al-ayn"). Darin beschreibt Mesuë in 47 Kapiteln Anatomie, Pathologie und Therapie der Augenkrankheiten. Sein populärstes Werk, die "Axiome der Medizin", eine Sammlung von 132 Aphorismen, in welchen der Zusammenhang der körperlichen mit der seelischen Verfassung betont wird, gelangte ebenfalls in lateinischer Übersetzung ins Abendland.
Zu den Schriften des filius Mesuë, unter die über 55 Titel zählen, gehören ferner: "Kanon der aromatischen Simplicia"; "Die Bereitung der abführenden Heilmittel"; "Die Vollkommenheit und Vollendung" (Darstellung der gesamten Medizin); ferner kleinere Schriften über das Phlegma, die Fieber, die Melancholie und ihre Ursachen, die Blutleere im Gehirn, den Kopfschmerz, das Schwindelgefühl, die Behandlung der Schwangeren, über kosmologische Einflüsse in der Heilkunde, über Tiere, Gifte, Parfüme, Steine und über die Prüfung des Arztes.
Unter dem prominenten Autorennamen "Johannes filius Mesuë" veröffentlichte im 13. Jh. der arab. Kompilator Grabadin (al-qarabadin) ein Antidotar mit 432 Verschreibungen, das bis ins 17. Jh. große Verbreitung fand und 25 Druck-Auflagen erlebte.