Mikwe

Aus Mittelalter-Lexikon
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Mikwe (hebr. Mikwah = Ansammlung [des Wassers], Wasserbassin; Judenbad, Tauche, Duck, Tunk). Zur Einhaltung der religiösen Reinheitsgebote richteten sich die Judengemeinden in Deutschland Badehäuser ein, die meist in der Nähe der Synagoge gelegen waren. Das für die Mikwe benutzte Wasser musste "lebendiges" Wasser, d.h. Regen-, Quell- oder Grundwasser sein. In vielen Städten war man gezwungen, Grundwasser in größerer Tiefe zu suchen und so entstanden die charakteristischen, bis auf 30 m Tiefe in den Untergrund reichenden Mikwe-Bauten mit aufwendigen Treppenanlagen wie die von Speyer (12. Jh.), Erfurt (erstmals erwähnt 1248/49), Friedberg (i.d. Wetterau, um 1260; 30 m tief; errichtet von den gleichen Steinmetzen, die an der Stadtkirche von Friedberg arbeiteten), die von Köln, Worms, Andernach, Offenburg, Mainz und Deutz. Das rituelle Tauchbad folgte auf ein Reinigungsbad und war ursprünglich für Männer und Frauen gleichermaßen vorgeschrieben. Frauen mussten, um nicht als unrein zu gelten, nach der Menstruation, vor der Hochzeit und nach dem Wochenbett die Mikwe aufsuchen. Die Nacht nach dem Ritualbad galt als besonders günstiger Zeitpunkt für die Zeugung eines Kindes und so war es üblich, dass Eheleute in dieser Nacht geschlechtlich verkehrten. - Männer mussten nach Kontakt mit Kranken, Toten oder sonstwie kultisch unreinen Personen ein Tauchbad in der Mikwe nehmen, um wieder die Synagoge besuchen zu dürfen.
Das Untertauchen erfolgte dreimal dergestalt, dass die/der Badende völlig nackt - sogar Schmuck durfte nicht getragen werden - jeweils kurz völlig unter Wasser war. Auch Kultgeräte mussten vor dem ersten Gebrauch in das Wasser der Mikwe getaucht werden.