Milzbrand

Aus Mittelalter-Lexikon
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Milzbrand (grch. anthrax = Kohle, wegen des kohleartigen Schorfs der Milzbrandkarbunkel; auch "daz wilt vieber; im MA., als man Milzbrand und ®Brotseuche lange in eins setzte, auch als Antoniusfeuer, ignis sacer oder plaga ignis divini bezeichnet). Durch das sporenbildende Bacillus anthracis hervorgerufene ansteckende Tierkrankheit (hauptsächlich bei großen und kleinen Wiederkäuern, seltener bei Schweinen und beim Pferd), die nach kurzer Inkubationszeit in eine subakut, akut oder perakut verlaufende Sepsis übergeht und nach 1 – 14tägiger Krankheit bzw. ohne vorhergehende Krankheitsanzeichen zum Tod führt. Milzbrandbazillen kommen mit den Ausscheidungen der Tiere in die Außenwelt und bilden dort die Sporenform, welche auf den Weideflächen jahrzehntelang infektionstüchtig bleibt. Im MA. gab es wiederholte Tiersterben, die mit einiger Sicherheit als von Bac. Anthracis verursacht angesehen werden können, z.B. 1128 in den Rheinprovinzen, 1128 in Frankreich sowie 1223 und 1241 in Ungarn, von wo aus sie bis nach Frankreich vordrang. Bei diesen Seuchenzügen kam es zu großen Verlusten auch unter der Bevölkerung. Menschen infizierten sich entweder durch Aufnahme der Sporen (etwa aus verseuchtem Trinkwasser), beim Umgang mit kontaminiertem Substrat (Boden oder Gras) oder beim Zerlegen von infizierten Tierkörpern. Demnach waren die am meisten gefährdeten Berufe die der Hirten, Abdecker, Metzger, Gerber, Kürschner, Lumpensammler („Hadernkrankheit“) und Papierer. Beim Menschen tritt die Krankheit als Haut- , Lungen oder Darmmilzbrand auf, manifestiert sich in Form von Milzbrandkarbunkeln, Lungen- oder Darmentzündung und verläuftmit hoher Mortalität. Lungenmilzbrand wurde wegen seines heftigen und stets tödlichen Verlaufs oft mit Pest verwechselt.