Mittelniederdeutsch
Mittelniederdeutsch (Mnd). Die Sprache Norddeutschlands, welche die Hochdeutsche ®Lautverschiebung nicht mitgemacht hatte und vom niederländischen Sprachraum im Westen bis in den nördlichen Raum der Ostkolonisation gesprochen wurde. Schriftliche Sprachzeugnisse in unterschiedlichen Regionaldialekten (Urkunden, Rechtsliteratur, Briefe) erschienen etwa von 1200 an, um 1370 wurde die Lübecker Schriftsprache für den ganzen ndd. Raum – und durch die Hanse darüber hinaus – verbindlich. Um 1460 entstand im westl. Vorpommern das nach seinem späteren Aufbewahrungsort benannte „Stralsunder Vokabular“, ein mndd.-lat. Wörterbuch. Es umfasste ursprünglich 15.700 Wörter, denen in einem Nachtrag von um 1490 ca. 530 weitere Ausdrücke angefügt worden sind. Damit enthält das Werk ungefähr 90% des mndd. Wortschatzes des 15. Jh. (Im 16. Jh. ging der Sprachraum der mnd. Schriftsprache durch den Zerfall der Hanse zurück; von Süden rückte das Nhd., von Westen das Ndl. vor. Vom 17. Jh. an sollte nur das Plattdeutsche als regionaler Dialekt übrigbleiben.)