Muskatbaum, -nuss
Muskatbaum, -nuss (mhd. muscat, muschat; mlat. muscata; botan. Myristca fragrans; der Name Muskatnuss stammt v. lat. nuces moschatae = moschusduftende Nüsse). Auf den Molukken (Gewürzinseln) beheimatete zweigeschlechtliche immergrüne Laubbäume, deren weibliche kugelförmige fleischige, der Aprikose ähnliche Früchte (eigtl. eine einsamige Beere) tragen. In diesen befindet sich je ein Samenkorn (ca. 3 cm Ø), das von einem karminroten, ölhaltigen Gewebe umgeben ist. Beide, Kern (Muskatnuss) und Mantel (Muskatblüte, Macis), werden als Gewürz und Heildroge gehandelt. Der Mantel wird vorsichtig abgelöst, getrocknet, pulverisiert und dient als Würzstoff von zart-bitterem Aroma. Der Samenkern wird nach dem Trocknen des Korns durch Zerschlagen der Schale gewonnen und weitergetrocknet. Er ist von feurig-süßem Aroma. Muskatnuss (im Ganzen) und Macis (pulverisiert) sind erst vom 9. Jh. an durch Handelsreisende nach Europa gekommen und gehörten zu den teuersten der Heilmittel bzw. Gewürze. Als Letzteres wurden sie wohl erst Ende des MA. in nennenswerter Menge verwendet.
Die hl. Hildegard v. Bingen (12. Jh.) beschreibt ausführlich die Heilwirkungen. Geradezu als Lebenselixier preist sie eine komplizierte Mixtur aus Welsleber, Bockshornklee und Muskatnuss und schließt mit „dies Pulver erhält die Gesundheit deines Leibes.“ Gegen „unmäßiges Lachen“ empfiehlt sie, gezuckertes Muskatpulver in gewärmtem Wein zu trinken. - Konrad v. Megenberg (14. Jh.) schreibt: „muscata haizet ein muskatpaum“. Und: „ehe die muscatennüsse reif werden, pfleget man sie, wie unsere welschen nüsse, in zucker oder honig einzumachen“. (Zit. Grimms Worterbuch)
Im ma. Aberglauben galt M. als Aphrodisiacum, und spielte auch in Hexenprozessen als zauberisches Liebesmittel eine Rolle.