Nachtigall
Nachtigall (mhd. nahtegal, nahtegale = die Nachtsängerin; lat. luscinia; zoolog. Luscinia megarhynchos = großschnäbeliege N.; poetisch: Philomele; das war der Name einer grch. Königstochter, die in eine N. verwandelt wurde) Singvogel aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Größe nach unserem Haussperling ähnlich, von graubrauner bis gelblichbrauner Farbe, als Zugvogel in Europa, Nordafrika und Asien heimisch. Ihren Lebensraum hat sie in Laub-, Misch- und Auwäldern. Der im zeitigen Frühjahr erschallende nächtliche Gesang der Männchen dient der Partnerfindung, er ist kompliziert aufgebaut, von schmetterndem, klaren bis gurrendem und vollen Ton und wird als lieblich empfunden. Nach der Paarung singen die Männchen nur noch tagsüber zu Revierverteidigung.
In der Antike wurde die N. von Aristoteles (384-322 v.u.Z.) und Plinius (23-79 u.Z.) beschrieben, besonders im Hinblick auf ihren Gesang.
Der heilige Bonaventura (1217-74) vergleicht in einem Hymnus die Seele des Frommen mit ihrer Sehnsucht nach dem Himmel mit der Nachtigall, die in der Nacht aus Sehnsucht nach dem Licht singend stirbt. - Der Regensburger Domherr Konrad von Megenberg (1309-1374) bewertet den Nachtigallen-Sang als Vermessenheit und Selbstüberschätzung: „Die Nachtigall singt so emsig und vermessen weit über ihre Kraft, dass sie davon so krank wird, dass sie sterben muss."
In der ma. Dichtung finden sich die N. mehrfach erwähnt, so in dem Gedicht „Unter der Linde“ des Walter von der Vogelweide. Sie galt als Frühlingsbote und Symbol der Liebe.
In der Volksmedizin galt Nachtigallen-Fleisch als Mittel gegen Schlafsucht, Nachtigallen-Herz sollte zu einer schönen Stimme verhelfen.
Im ma. Aberglauben galt der Gesang einer N. als ein glückverheißendes Vorzeichen, aber auch als Ankündigung eines baldigen Sterbfalls.
In der christl. Symbolik stand die N. für Himmelssehnsucht.