Narrenschiff

Aus Mittelalter-Lexikon
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Narrenschiff (Daß Narrenschyff ad Narragoniam). Der Straßburger Bürger ®Sebastian Brant, Doctor beider Rechte, Kaiserlicher Rat, Kanzler und Stadtschreiber seiner Heimatstadt sowie vielseitiger Schriftsteller brachte 1494 sein umfängliches und reich mit Holzschnitten illustriertes Hauptwerk, eine Moralsatire obigen Titels, in Basel zum Druck. Das Werk wurde 1497 ins Lateinische übersetzt, fand Weiterübersetzungen in viele Landessprachen und gilt als erster Bestseller des Buchdrucks.
Das sma. Narrenschiff ist eine gereimte Moralsatire in 112 Kapiteln, mit ausführlicher Vorrede und kurzem Nachwort. Namensgebend ist ein Segelschiff, das mit mehr als hundert Narren aller Sorten an Bord Kurs auf das Narrenland nimmt. Es stellt widervernünftige menschliche Verhaltensweisen als närrisch und sündhaft bloß und setzt jeweils weise, moralisierende Ratschläge entgegen. Kritisiert werden Ehebruch, Putz- und Schwatzsucht, Gier oder Ehebruch ebenso wie Neugier auf fremde Länder und das Ausmessen von Himmel und Erde. Als Beispiel der 103 Illustrationen sei diejenige zu Kapitel LXVI herausgegriffen, benannt Aller Länder Kunde: sie zeigt einen Narren, der mit einem Zirkel die auf den Boden gezeichnete runde Erdscheibe vermisst, Diese schwimmt im Weltmeer, das seinerseits von zwei Sphären umschlossen ist. Das betreffende Kapitel richtet sich gegen die Neugier (curiositas) seiner Zeitgenossen auf fremde Welten, wo sie doch besser sich selbst erkennen würden. („Vil handt erkundt verr (ferne) frömde lant/Do keyner nye sich selbs erkant“.)