Neulatein

Aus Mittelalter-Lexikon
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Neulatein. Am Ende des MA. (Mitte 14. bis Anfang 16. Jh.) entwickelte sich – parallel mit Renaissance und Humanismus – eine neue Auffassung der lat. Sprache, gekennzeichnet durch Ausmerzung mlat. Eigentümlichkeiten, die als „Küchenlatein“ verspottet wurden, und Rückbesinnung auf die klassische Latinität in Grammatik, Wortwahl und Lebensgefühl. Als Vorbilder galten vor allem Cicero, Vergil, Horaz. Im übrigen blieb Latein – vor allem in Italien und Deutschland – noch Jahrhunderte lang die Sprache des gelehrten Unterrichts, der Wissenschaft, Verwaltung, Justiz und Diplomatie. Auch als literarische Sprache hat Latein noch lange überlebt; so dichteten z.B. Dante, Petrarca und Bocaccio außer in ital. auch in lat. Sprache. Hervorragende Vertreter der neulat. Dichtkunst finden sich für das 16./17. Jh. in ganz Europa, den türk. Balkan ausgenommen. Auch im religiösen Bereich spielte Latein weiter eine bestimmende Rolle: nicht nur als Kultsprache der kathol. Kirche, sondern auch als Sprache der Reformatoren und Gegenreformatoren.