Nikolaus von Autrecourt

Aus Mittelalter-Lexikon
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Nikolaus von Autrecourt (N. de Ultricuria; um 1300 -1369), spätscholastischer Philosoph und Theologe, Lehrer an der Sorbonne. Er entwickelte mit großer Konsequenz eine empiristische Philisophie, was ihm einen kirchl. Prozess und als dessen Konsequenz den Verlust der Magisterwürde einbrachte (1346). Zwar wurden seine Schriften verbrannt, doch lässt sich aus Briefen und den Prozessurkunden sein Denken erschließen. Die erste seiner vom Papst verurteilten Thesen lautet sinngemäß: daraus, dass eine Sache A gegeben ist, kann nicht gefolgert werden, dass eine andere Sache B existiert. Die Nichtexistenz von B stellt keinen Widerspruch zur Existenz von A dar. Damit leugnete er die Möglichkeit, durch reines Denken, durch philosophische Argumentation, die Existenz Gottes oder der Seele zu beweisen. Damit war die Möglichkeit genommen, von seelischen Akten auf eine unsterbliche Seele oder von sichtbaren Dingen auf deren göttliche Urheberschaft zu schließen. Jeglicher Metaphysik, und damit allen kosmologischen Gottesbeweisen wäre der Boden entzogen.