Ofen
Ofen (nach den hier einst betriebenen Kalk- und Ziegelbrennöfen; ungar. Buda). Auf dem Gebiet der Keltensiedlung Ak-ink (kelt., = wasserreich, wegen der vielen warmen Quellen), des nachmaligen spätröm. Aquincum (106 n. Chr. Hauptstadt der Provinz Pannonia inferior, 30.000 Einwohner) und des von Attila im 5. Jh. erbauten Königspalastes am rechten (westlichen), bergigen Donauufer gelegener Siedlungsort, an dem die landnehmenden ®Magyaren unter ihrem Anführer Arpad (um 850 – 905) ihr Machtzentrum einrichteten. Unter König Stefan (Istvan) I. erfolgte die Christianisierung, gegen die sich ein Aufstand der Bevölkerung richtete, in dessen Verlauf Bischof Gellert den Märtyrertod fand. Nach der Zerstörung durch die Mongolen (1241) ließ König Bela IV. (1206 – 70) um 1250 auf dem „Pester Neuberg“ (Novus Mons Pestiensis) genannten Hügelplateau über dem rechten Donauufer die neue Stadt Ofen (ungar. Buda) erbauen. Das ursprüngliche Buda an der Stelle der Römerstadt Aquincum hieß von da an „Alt-Buda“ (Obuda). Die am gegenüberliegenden, dem linken, flachen Donauufer gelegene Handelsstadt ®Pest wurde zur gleichen Zeit wieder aufgebaut und befestigt. (Die Vereinigung von Buda, Alt-Buda und Pest als Budapest erfolgte 1872.) Die neue Stadt Ofen besiedelten außer zurückkehrenden Ungarn und Deutschen auch sog. Latiner (Italiener, Wallonen, Franzosen) und Juden. 1255 erhielt die Stadt das Markt- und Zollrecht. Das Aussterben des Arpadengeschlechts (1301) brachte die Verlegung des Regierungssitzes nach Visegrad und einen vorübergehenden Niedergang der Stadt. Unter König Ludwig I. d. Gr. aus dem Hause Anjou (1342-82) wurde Ofen wieder Königsstadt; zudem wurde ihr das Stapelrecht zuerkannt. Matthias I. Corvinus (Hunyadi; 1458 – 90) baute die königliche Residenz aus und verstärkte die Befestigungsanlagen. Die 1389 gegründete Universität wurde 1465 wieder geschlossen.
Das im 15. Jh. unter König Sigismund von Luxemburg durch den Stadtrichter Johannes Siebenlinder zusammengestellte Ofener Stadtrechtsbuch enthält in fünf Teilen 445 Artikel, u.a. zum Kaufmannsrecht und zur Stadtverfassung. Das Werk zeigt Bezüge zum Sachsenspiegel sowie zum Magdeburger, Iglauer und Wiener Recht. Ofener Recht wurde von vielen ungar. Städten angenommen.