Palmesel

Aus Mittelalter-Lexikon
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Palmesel. Am letzten Sonntag vor Ostern, an dem zur Erinnerung an Jesu Einzug in Jerusalem Buchsbaumzweige oder Weidenkätzchenbüschel geweiht wurden (daher palmtac, balm-ostern), stellte man die biblische Geschichte nach, indem eine Jesusfigur auf einem fahrbaren Holzesel in der Palmprozession mitgeführt wurde.
Ein besonders schönes Exemplar von Palmesel findet sich im Chor der Kirche von Kalbensteinberg (Bayern). Es wurde 1470 in Nürnberg geschaffen und gelangte durch den Patronatsherren dorthin. Es zeigt in Lebensgröße eine auf einem Esel reitende Christusfigur, gekrönt und festlich gekleidet, die Rechte zur Segensgeste erhoben, in der Linken den Zügel haltend. - Ein weiteres Prachtexemplar von Palmesel wird im Museum Schnütgen in der ehemaligen Cäcilienkirche in Köln gezeigt. (Kölner Arbeit in Form einer zweifigurigen Rundplastik, fahrbar, um 1500.)
Die Biographie des Augsburger Bischofs Ulrich belegt, dass es schon im Jahre 970 Brauch war, bei der Palmsonntags-Prozession eine solche Figur mitzuführen. Ursprünglich war es ein kostümierter Geistlicher, der in der Rolle des Messias auf einem echten Esel ritt. Möglicherweise wegen der sprichwörtlichen Störrigkeit des Grautiers ist man zur Inszenierung mit hölzernen Figuren übergegangen.
Die Palmesel waren Kultobjekte und demjenigen, der ihn ein Stück des Weges zog oder ihn berührte, sollten die Sünden vergeben sein.
(Mit der Reformation verschwanden die Palmesel - ab 1780 dann auch aus dem kathol. Brauchtum. Die meisten dürften verbrannt worden sein oder sie verkamen in irgendwelchen Abstellräumen. Im Germanischen Ntionalmuseum zu Nürnberg sind vier Exemplare zu sehen, eine davon aus der Zeit um 1370.)