Paris

Aus Mittelalter-Lexikon
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Paris. Im weiten Talbecken der Seine, nahe der Mündung der Marne, lag auf einer Seine-Insel, der späteren Ile de la Cité, das gallische oppidum Lutetia Parisiorum. Der Ort wurde 52 v. Chr. von den Römern erobert und kam 486 unter fränk. Herrschaft. Er wurde unter König Dagobert I. (um 605 - 39) Hauptstadt des Teilreiches Neustrien, gewann an Bedeutung als Messestadt und als Zentrum des aufblühenden St.-Dionysius-Kultes. (Der legendäre St. Denis war im 3. Jh. erster Bischof von Paris, erlitt den Märtyrertod und wurde zum Schutzheiligen der Stadt und ganz Frankreichs.) Im 8. Jh. verlor Paris unter den Karolingern seine Funktion als Hauptstadt und wurde der Grafenherrschaft unterstellt. In dieser Zeit wurden viele Klöster gegründet, erblühte die geistliche Gelehrsamkeit. König Hugo Capet machte Paris nach seiner Krönung (987) wieder zur Residenzstadt. Handel und Handwerk florierten dank der günstigen Lage der Stadt am Schnittpunkt wichtiger Fernstraßen; es enstanden neue Viertel auf beiden Seine-Ufern und Verwaltungszentren auf der Ile de la Cité. Im 13. Jh. ging aus dem Kollegienhaus des Domherren Robert von Sorbon und aus anderen geistl. Schulen die Pariser Universität hervor, die eine große Zahl von Lehrern und Studenten aus ganz Europa anzog. Das Universitätsviertel auf dem linken Seine-Ufer wurde nach den sich in lateinischer Sprache verständigenden Scholaren "Quartier Latin" benannt. Anfang des 13. Jh. wurde der Dombau auf der Ile de la Cité begonnen, wurde der königl. Palast vergrößert und eine neue Stadtmauer angelegt. Die Zahl der Einwohner belief sich zu dieser Zeit auf 50.000 bis 80.000. Eine nennenswerte städt. Selbstverwaltung konnte sich wegen der Bedeutung der Stadt als königl. Machtzentrum nicht entwickeln. Die Krisen des 14. Jh., die Folgen des Hundertjährigen Kriegs sowie der Fehlschlag der konziliaren Bewegung, der sich die Pariser Theologen mehrheitlich angeschlossen hatten, führten am Ende des MA. zu einem Niedergang der Stadt hinsichtlich ihrer Wirtschaftskraft und ihrer Stellung als geistigem Mittelpunkt.