Patarener

Aus Mittelalter-Lexikon
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Patarener, Patareni, Patarini (ital. Pataria, wohl spöttisch nach einem Mailänder Trödel- und Lumpenmarkt im Pataria-Viertel, also „Lumpenhändler“ bedeutend. Die Selbstbezeichnung der Anhänger war „placitum Dei“ [„Gefallen Gottes“]). Sowohl christlich-fundamentalistisch wie sozialrevolutionär orientierte Bewegung, entstanden im Mailand des frühen 11. Jh., bald auf andere lombardische Städte (z.B. Piacenza, Brescia, Cremona) übergreifend. Hauptkritikpunkte waren Priesterehe und Simonie, Willkür der Stadtherrschaft und Verelendung städtischer Handwerker. Noch vor Beginn des Investiturstreites stellte sich die Pataria gegen das Kaisertum, als sie 1061 den Rücktritt des Mailänder Erzbischofs Guido (Wido) erzwang und Heinrich IV. das Recht bestritt, einen Nachfolger einzusetzen. Nicht zuletzt diese kaiserfeindliche Einstellung brachte den Patarenern zunächst die Sympathie der Päpste ein. Herausragende Vertreter der Reformbewegung waren der charismatische Prediger Arialdus (der eigentlicher Begründer und Führer der Pataria) und der Ritter Erlembald (der 1072 in einer Straßenschlacht in Mailand den Tod fand und als Märtyrer und „erster heiliger Ritter“ verehrt wurde). Als der patarenische Reformeifer von der Kirche zunehmend als abträglich empfunden wurde, kam es 1075 zur Niederschlagung der Bewegung. Beim III. Laterankonzil (1179) und in dem Dekret „Ad abolendam“ (1184) erscheint die Bezeichnung „Patareni“ in abgewandelter Bedeutung als Bezeichnung für Ketzer, besonders für die Katharer in den Städten Norditaliens.