Patrizierhäuser

Aus Mittelalter-Lexikon
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Patrizierhäuser. Städtische Wohnsitze des Adels, der in Deutschland seltener als in Italien, Frankreich oder Spanien stadtsässig geworden ist, und – nach deren Vorbild – Stadthäuser der patrizischen Geschlechter. Bis zum SMA. wurden die Patrizierhäuser, die zumeist eine bevorzugte Lage in der Stadtlandschaft hatten, immer umfänglicher und dekorativer. Noch zur Zeit der Gotik entstanden turmartige Bauten wie das Schlüsselfeldersche (sog. Nassauer) Haus von 1422 in Nürnberg und verschiedene Turmhäuser in Regensburg. Im Idealfall fanden sich in einem Patrizierhaus, das aus fensterlosem Erdgeschoss, Kellerräumen und mehreren Obergeschossen bestand, ein repräsentativer Geschäfts- und Gesellschaftssaal, eine Hauskapelle, verschiedene heizbare Stuben, eine von der Diele abgetrennte Küche, Räumlichkeiten für das Gesinde sowie gewölbte Vorratsräume in Keller und Erdgeschoss. Dazu kamen ein teilweise überdachter Söller und mehrere um einen Innenhof gruppierte Nebengebäude (Stallungen, Lagerhäuser, Remisen). Die Ausstattung mit Mobiliar, Wand- und Deckenverkleidung, Fußbodenbelägen und Beleuchtung war reichhaltiger und hochwertiger als in Bürgerhäusern. Dem äußeren Schmuck dienten sorgfältig behauene Eckquader, Reihen von zwei- oder dreigeteilten Gruppenfenstern, Dachzinnen und verputzte Mauerflächen. Beispiele: Aus dem 11. Jh. dürfte das "graue Haus" in Winkel (Rheingau) stammen, ein kleiner Rechteckbau mit zweiteiligen Bogenfenstern. Im sog. Frankenturm in Trier, im Heiden- oder Römerturm, im Baumburger-, Haymann- und Löblturm in Regensburg und im Grafeneckardturm in Würzburg haben sich Beispiele dynastischer Wohntürme erhalten. Stattliche, teils giebel-, teils traufenständige Patrizierhäuser aus dem 12. Jh. sind das "Dreikönigshaus" in Trier, das sechsstöckige "Templer-" oder "Overstolzhaus" in Köln, das "Goliathhaus" in Regensburg und die "Hofapotheke" in Saalfeld.