Peter der Einsiedler

Aus Mittelalter-Lexikon
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Peter der Einsiedler (Peter von Amiens; um 1050 - 1115). Der Bauernsohn aus der Picardie wurde Priester und ein Idealbild des körperverachtenden Einsiedlers. Eine Jerusalemfahrt (1094) musste er vorzeitig und auf unrühmliche Weise abbrechen, nachdem er türkischen Landstreichern in die Hände gefallen, ausgeraubt und geschunden worden war. Sein Auftreten als fanatischer Kreuzzugsprediger dürfte – wenigstens teilweise – durch diese Erfahrung motiviert gewesen sein. Im Namen Urbans II. warb er für dessen 1095 ausgerufenen Kreuzzug, wobei er geradezu hypnotische Kraft über seine Zuhörer ausgeübt haben muss, und es verstand, in ihnen quälende Ängste, religiöse Ergriffenheit und rasende Wut auf die "Heiden" zu erwecken. Er sammelte ein Heer von Bettlern, Desperados und allerlei fanatisiertem Volk, um gegen Jerusalem zu ziehen. Über Lothringen gelangten sie nach Trier, Köln, Mainz und Worms, bis wohin der Haufen bereits auf 15.000 Menschen angewachsen war. Am Rhein schlossen sich einige deutsche Ritter an, darunter der übel beleumundete Emicho von Leiningen. Die zuchtlose und schlecht bewaffnete Meute wuchs, nicht zuletzt durch die Verlockungen der versprochenen Reichtümer des Hl. Landes, durch die Aussicht auf Plenarablass und durch die Möglichkeit, sich an der Habe der deutschen Juden zu bereichern. Über das Donautal zog Peter nach Ungarn und Serbien, eine Spur von Raub, Brand und Mord hinterlassend. Bei Nikäa wurde die ruhmlose Schar, die unterwegs bei vielen Scharmützeln schon geschwächt worden war, durch die Seldschuken fast restlos abgeschlachtet, wenige auch für die Sklaverei geschont. Der "Kreuzzug der Armen" war beendet. Peter und einige andere überlebten, und stießen 1097 zu der Kreuzzugsarmee der Ritter. Bei der Belagerung von Antiochia soll sich Peter vom Kampf abgesetzt haben, bei der Eroberung Jerusalems jedoch dabeigewesen sein. 1100 kehrte er nach Europa zurück und wurde Prior in einem belgischen Augustinerstift.