Petrus Johannes Olivi

Aus Mittelalter-Lexikon
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Petrus Johannes Olivi (P. Olieu, um 1247 - 1298). Geboren im südfranzösischen Sérignan, seit dem 12. Lebensjahr Franziskaner, schloss seine Studien in Paris (und Oxford?) mit dem Mag. Theolog. ab und lehrte danach in Florenz und Montpellier. Als Wortführer der provenzalischen Spiritualen trat er vehement für die Einhaltung des franziskanischen Armutsideals ein. Nach seiner Lehre vom „usus pauper“ werden grobe Verstöße gegen die Genügsamkeit im Gebrauch weltlicher Güter mit einer Todsünde gleichgesetzt. Selbst Brüder, die in ein Bischofsamt berufen worden waren, seien von der Verpflichtung zum „sparsamen Gebrauch“ nicht ausgenommen. Wegen der rigorosen Doktrin vom „usus pauper“ und wegen seiner Stellungnahme zur Einheit von Leib und Seele und zur Unfehlbarkeitsfrage wurde er mehrfach angeklagt und verurteilt und erlangte nicht die akademische Anerkennung, die ihm aufgrund seiner Begabung zugestanden hätte. Noch nach seinem Tod strengten Scholastiker Klagen wegen Ketzerei gegen ihn an. So erklärte ihn die Generalversammlung von Lyon (1299) zum Ketzer und ordnete die Verbrennung seiner Schriften an. 1318 wurde sein Grab zerstört und 1326 verurteilte Papst Johannes XXII. erneut seine Schriften, da diese von Ludwig dem Bayern zur antipäpstlichen Argumentation benutzt wurden. – In seinem eschatologischem Werk „Lectura super Apocalypsim“ stellt er die These auf, dass der endzeitliche Friedenssabbat nach dem Erscheinen des Antichrist im frühen 14. Jh. beginne und um das Jahr 2000 ende.
Werke: „De paupertate“, „Super regulam fratrum minorum“, „De perfectione evangelica“, „De incarnatione et redemptione“, „De perlegendis philosophorum libris“ u.a.m.