Pfalz
Pfalz (mhd. phalze, ahd. phalanza, mlat. palatium regale, p. imperiale]; von lat. palatium = Palast, hergeleitet von dem Hügel Palatin in Rom, auf dem die spätantiken Kaiserpaläste standen). Die Pfalz als architektonische Erscheinung beginnt mit Karl d. Gr. und endet mit Friedrich II. Karolingische, ottonische und frühsalische Pfalzen waren in Streulage auf einem großen, ursprünglich unbefestigten, in nachkarolingischer Zeit umwehrten Areal angelegt. Spätsalische und staufische Pfalzen waren weniger ausgedehnt, die Gebäude lehnten sich randständig an die Ringmauer an, wodurch sich die Bauform an die der zeitgenössischen Burgen annäherte.
Bis zur Mitte des 13. Jh. kannten die Könige keine zentrale Herrschaftsausübung, sie reisten mit Familie und Gefolgsleuten durch das Reichsgebiet und nahmen für einige Wochen Quartier bei geistl. Fürsten und in reichen Abteien ("Klosterpfalzen"), in ®Königshöfen oder in den Königspfalzen, die über das ganze Reich verteilt lagen (s. Reisekönigtum). Die Pfalzen waren auf Reichsgut gelegen, Mittelpunkt eines Wirtschaftsbezirks, der den Unterhalt des königlichen Hofes zu gewährleisten hatte und dienten als Wohn-, Regierungs- und Repräsentationsstätten (commoditas itineris et apparatus regiae mansionis). Sie gaben den Rahmen für Reichsversammlungen, Gerichtstage, Fürsten- und Hoftage, für kirchliche und höfische Feste. Zu ihrer baulichen Ausstattung gehörten neben dem Wohnbau des Königs ein oder mehrere repräsentative Saalbauten (Palas), die Kapelle und verschiedene Wehrbauten (Torbau, Mauern, Wehrtürme), die sämtlich in Stein aufgeführt waren, ferner Holzhäuser für Gefolge, Gäste, Beamte, Burgmannen und Knechte sowie Stallungen, Vorratshäuser, Werkstätten und Wirtschaftsgebäude. Der Palas war zwei-, manchmal dreigeschossig, hatte im Obergeschoss, zu dem eine breite Freitreppe hinaufführte, den repräsentativen Saal ("Kaisersaal") und im niedrigen Untergeschoss Küche, Wirtschaftsräume und häufig eine Warmluftanlage (Hypokauste). Die dem Hof zugekehrte Front des Saalgeschosses ist durch rhytmisch gegliederte Fensterarkaden durchbrochen.
Für den Unterhalt der Pfalzen hatten die dazugehörigen Reichsgüter genormte Abgaben – das ®servitium regis – zu erbringen. Pfalzen bildeten in vielen Fällen den Siedlungskern von Städten (Reichsstädten), die von ihrer Wirtschaftskraft und Wehrfähigkeit profitierten. Nachdem die Herrscher um 1250 sesshaft geworden waren, wurden die Pfalzen an Städte und Adlige veräußert, wurden umgebaut oder abgerissen, sodass sich nur Ruinen oder Einzelbauten erhalten haben. Nur wenige Pfalzgebäude haben sich in ihrer Funktion erhalten, so die Aachener Pfalzkapelle und die Reichsburg in Nürnberg.
Bedeutende Karolingische Königspfalzen waren Aachen, Diedenhofen, Düren, Erfurt, Forchheim, Frankfurt/M., Hallstadt, Heilbronn a. Neckar, Heristal (b. Lüttich), Heristall (a. d. Weser, heute Dorf Herstelle), Hersfeld, Ingelheim, Kaiserslautern (Lutra imperialis), Kaiserwerth (bei Düsseldorf), Konstanz (am Bodensee), Mainz, Nimwegen, Paderborn, Regensburg, Rohr (Rora, in Thüringen), Salz (Castrum Salz, gegenüber Bad Neustadt/Saale), Schlettstadt, Sinzig, Speyer, Tribur, Weißenburg, Worms.
Karolingische Klosterpfalzen in Ostfranken waren St. Maximin bei Trier, St. Alban bei Mainz, St. Emmeran bei Regensburg und die Reichsabteien von Lorsch und Hersfeld.
Pfalzen aus der Zeit der Ottonen (919 - 1002) und Kaiser Heinrichs II. (1002-24) waren Allstedt (östl. des Kyffhäusers), Bamberg, Dortmund, Grona (bei Göttingen), Königswinter, Magdeburg, Memleben (Sachsen-Anhalt), Merseburg, Mühlhausen, Pöhlde (bei Osterode), Quedlinburg, Tilleda (am nördl. Fuß des Kyffhäusers), Werla (an der Oker nahe Hornburg) und Zürich.
In salisch-staufischer Zeit (1025 - 1254) bestanden Pfalzburgen in Annweiler, Eger, Frankfurt/M., Gelnhausen, Goslar, Hagenau (Elsaß), Harzburg, Kaiserslautern, Kaiserswerth, Köln, Mainz, Nimwegen, Nürnberg, Seligenstadt, Speyer, Trifels, Wimpfen (Neckar).
Die letzten staufischen Könige Heinrich (VII.) und Konrad IV. haben ausweislich der Itinerare Sitz in den Reichsburgen und –städten genommen. Nach dem Interregnum ging zusammen mit dem Reisekönigtum auch die Zeit der Pfalzen zu Ende, die Herrscher regierten in festen Residenzstädten (Wien, Prag).
Viele Herzöge und Bischöfe dürften ebenfalls pfalzartige Residenzen besessen haben, die – verglichen mit Königspfalzen – von ähnlichem Baubestand, jedoch kleiner und weniger aufwendig ausgestattet waren. Für die Pfalzen gab es kein einheitliches Bauprogramm und keine gemeinsame Pfalzbauhütte; sie waren hinsichtlich Bauform und Situierung eigenständige Anlagen und von den örtlich vorherrschenden Einflüssen geprägt.