Pfingstrose

Aus Mittelalter-Lexikon
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Pfingstrose (mhd. phingest-rose, peon-krut; lat. paeonia; botan. Paeonia officinalis; wohl nach dem griech. Götterarzt Paeon benannt). Artenreiche Gattung ausdauernder krautiger Pflanzen von 50 – 100 cm Wuchshöhe, mit großen, denen der Rose ähnlichen Blüten von meist roter Farbe. Die europäische Pf. ist im Mediterraneum beheimatet, wo sie schon in der Antike als Zier- und Heilpflanze kultiviert worden ist. Ihre medizinischen Wirkungen beschrieben Theophrast, Plinius, Dioskurides und Galen. Mit der Klostermedizin kam sie im MA. in die Gebiete nördlich der Alpen, woran ihre Bezeichnung als „Benediktinerrose“ erinnert.
Medizinisch wirksame Inhaltsstoffe sind Glykoside, ätherische Öle, Alkaloide, Flavonoide und Gerbstoffe.
Im in dem Kräuterbuch „Macer floridus“ steht: „Die Ärzte sagen, dass Paeonia, die Pfingstrose, erwärmende, trocknende Kraft, und zwar jeweils im zweiten Grad besitzt“. Verwendung fanden Blütenblätter, Wurzel und Samenkörner. Zubereitungen daraus wurden innerlich als Trank verabreicht, die Wurzel wurde auch als Mittel gegen Fallsucht um den Hals getragen. Als Heilanzeigen werden angegeben: Milz-, Leber- und Nierenleiden, Blasen- und Magenschmerzen, Durchfall, Gelbsucht, Menstruationsbeschwerden u.a.m.
Hildegard v. Bingen rät gegen Magenschmerz zu einem wärmenden Trank, dessen Hauptbestandteil Pfingstrose ist. Gegen Alpdrücken, Wahnvorstellungen oder Epilepsie lässt sie dem Kranken Pf.-samen auf die Zunge legen, denn „so steigen die Kräfte der Päonie zu seinem Gehirn empor“ und heilen ihn.
In der ma. Volksmedizin leben antike Vorstellungen weiter, nach denen Paeonien-Samenkörner gegen angehexte, dämonische Gemütskrankheiten und Schlafstörungen – besonders bei Kindern (s. Frais) – wirksam sind („Schreckkörner“).
Im Aberglauben scheint sie außer als Abwehrmittel gegen Unwetter nicht weiter verwendet worden zu sein.