Pierre d´Ailly

Aus Mittelalter-Lexikon
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Pierre d´Ailly (Petrus de Alliaco, Peter von Ailly, P. Cameracensis ; um 1350 – 1420). Er stammte aus Compiègne und machte eine brillante Karriere als Kleriker, Gelehrter und Diplomat: 1380 Doktor der Theologie, 1384 Magister des Kollegiums von Navarra, 1388 Vertreter der Sorbonne beim Papst, 1389 Almosenier und Beichtvater König Karls VI. und Kanzler der Universität von Paris, 1394 Botschafter seines Königs bei Papst Benedikt XIII., 1395 Bischof von Le Puy, 1396 Bischof von Cambrai, 1411 Kardinal, Teilnehmer an den Konzilien von Pisa (1409) und Rom (1411), einer der wichtigsten Akteure beim Konzil von Konstanz (1414-1418), 1417 päpstlicher Legat. Philosophisch stand er William von Ockham nahe. Als Theologe vertrat er den Standpunkt der konziliaren Bewegung. Durch seinen Sentenzenkommentar sollte er noch auf das Denken Luthers einwirken. Was die Astronomie anbelangt, wandelte er sich von deren Gegner zu ihrem Verfechter – allerdings unter den limitierenden Voraussetzungen, dass Astronomie nicht mit magischen Praktiken vermischt werde, dass der freie Wille nicht durch die Macht der Gestirne eingeschränkt werden könne und dass die Sterne nicht ein unabwendbares Schicksal bedingen könnten. Seine Überzeugung von der Zuverlässigkeit astronomischer Prognostikation gipfelt in der Behauptung, dass die Kenntnis vom Planetenstand am vierten Schöpfungstag ein Horoskop der Welt („thema mundi“) ermöglichte. Als Geograph vertrat er die Theorie eines westlichen Seewgs nach Indien und half so die Voraussetzungen für die großen Entdeckungsfahrten zu schaffen.
Werke : „Tractatus de reformatione Ecclesiae“ , „Imago mundi“, „Concordia astronomiae cum historica narratione“, „Vigintiloquium“ (1414; Versuch einer Synthese von Theologie und Astrologie), „Apologia astrologiae defensiva“ (1419).