Pilgertracht

Aus Mittelalter-Lexikon
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Pilgertracht. Das Pilgergewand (wallerkleit) war ein langer, oft ärmelloser brauner oder grauer Mantel (Pelerine, v. frz. pélerin = Pilger) aus grobem Wollzeug, der nachts als Decke diente. Dazu kamen ein breitrandiger Hut mit vorne aufgebogener Krempe, Pilgerstab (mhd. burduz, wallestap, walstap), eine hirschlederne Umhängetasche (wallesac) und eine am Riemen getragene Leder-, Ton- oder Kürbisflasche ("Gurde", v. frz. gourde = Kürbisflasche). Der charakteristische, sorgfältig gearbeitete Pilgerstab, diente als Stütze in bergigem Gelände, beim Durchwaten von Flüssen und beim Überspringen von Bächen; außerdem als Waffe gegen Räuber, bissige Hunde oder aggressive Bullen. Er war etwa schulterhoch und hatte zur besseren Handhabung am oberen Ende und etwa eine Elle darunter je einen Knauf. Die Fußbekleidung bestand aus Schuhen oder Sandalen, wenn nicht wegen eines Gelübdes darauf verzichtet wurde. Die Ausrüstung eines Pilgers ergänzten obligatorische Reiserequisiten wie ein kleines Fischernetz, ein Esslöffel, ein Messer, Lederbecher, Feuerzeug, Ersatz-Schuhsohlen, Ausweis oder Empfehlungsschreiben, eine kleine Geldsumme und haltbare Wegzehrung (Brot, Hartkäse, Nüsse); all dies wurde im wallesac mitgeführt, sofern es nicht in dem breiten Gürtel untergebracht war.
Das Pilgergewand diente nicht selten Bettlern und Dieben als Tarnung, die im SMA. als "Falsche Pilger" Straßen und Herbergen unsicher machten, sich als "Jakobsbrüder" oder "Muschelbrüder" ausgaben, um in den Klosterherbergen billigere oder freie Verköstigung zu erschleichen. Das Überhandnehmen dieses Gaunertums im Pilgergewand hat viel zum Niedergang des Pilgerwesens am Ende des MA. beigetragen.