Priamel

Aus Mittelalter-Lexikon
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Priamel (spätmhd. priamel, entstellt aus mlat. praeambulum = Vorangehendes, Vorrede, Einleitung). Sonderform der sma. Spruchdichtung, besteht in seiner kürzesten Form aus vier paargereimten viertaktigen Versen, üblicherweise aus 8 - 14 Versen, nur selten aus bis zu ca. 70 Versen von lehr- oder scherzhaftem Gehalt. In den Vordersätzen werden Handlungen oder Begriffe aufgezählt, die miteinander nicht in unmittelbarer Verbindung stehen. Der abschließende Nachsatz bringt eine pointierte Wendung, welche die bis dahin verborgene Gemeinsamkeit, den gemeinsamen Nenner des vorher Gesagten enthüllt. Die Priamel wurde von H. Rosenplüt und H. Folz im 15. Jh. kultiviert, wurde gern im Nürnberger Fasnachtspiel verwendet und in eigenen Sammlungen zusammengestellt (Codices von Wolfenbüttel und Donaueschingen). Beispiele:

"Ich leb und waiß nit wie langk,
Ich stirb und waiß nit wann.
Ich far und waiß nit wahin:
Mich wundert, das ich so frölich pin."

"Wer alle tag wil ligen im luder
Und aus der schussel wil füren gute fuder
Und einen trunk übern andern wil sauffen:
Den sicht man wenig erb und eigen kauffen."