Rithmimachia

Aus Mittelalter-Lexikon
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Rithmimachia (v. grch. rhythmos = Zahlenverhältnis und machia = Kampf, also etwa "Zahlenkampfspiel") oder Philosophenspiel nannte man ein anspruchsvolles Lehr- und Unterhaltungsspiel. Angelegt als Brettspiel für zwei Parteien, gespielt auf einem Doppelschachbrett mit zweimal 24 Zahlensteinen, den "Heeren der Geraden und der Ungeraden". Die Idee dieses Zahlenkampfspieles ist, im gegnerischen Feld möglichst viele harmonische oder arithmetische Zahlenreihen, auch unter Zuhilfenahme erbeuteter gegnerischer Steine, zu bilden. Von grundlegender Bedeutung war die Proportionenlehre des Boethius und die daruf fußende Entwicklung von Zahlenketten. Erfunden hatte das Spiel um 1030 ein Angehöriger der Würzburger Domschule, namens Asilo. Um 1040 beschäftigte sich Herimannus Contractus im Kloster Reichenau damit in dem Traktat "De conflictu ritmimachiae", und um 1090 wurde es im Kloster St. Emmeram weiterentwickelt. Zunächst nur unter gelehrten Klosterbrüdern geläufig, gehörte das "Philosophenspiel" bald zum Repertoire der gebildeten Stände in ganz Europa. Seine Blütezeit sollte es zwischen dem 15. und dem 17. Jh. erleben.