Rohr

Aus Mittelalter-Lexikon
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Rohr, Kloster (mhd. Rora, Ror, nach dem in der Nähe wachsenden Schilfrohr; der Ortsname Rohr kommt heute noch sehr häufig vor, in Zusammensetzungen etwa 75 mal, am häufigsten als Rohrbach.) An einer wichtigen Handelsstraße von Mainfranken in den Thüringer Wald lag, nahe der „Salzfurt“ durch die Werra, das Dorf Rora (urkdl. erstmals erwähnt 815). Hier entstanden noch im 9. Jh. als Filiation des Reichsklosters Fulda ein Benediktinerinnen-Kloster und im 10. Jh. eine Königspfalz. Die heute noch als Dorfkirche bestehende ehemalige Kloster- und Pfalzkirche St. Michael (815-824) gilt als der einzige karolingische Sakralbau Thüringens; sein Glanzpunkt ist das sanctuarium, eine Übergangsform zwischen Umgangs- und Hallenkrypta. - Das Kloster der Benediktinerinnen wurde im 11. Jh. aufgelassen, Ende des 12. Jh. in geringer Entfernung neu gegründet und im 13. Jh. als Klosterburg ausgebaut.
(Mitte des 16. Jh. wurde das Kloster im Gefolge der Reformation aufgelöst, die Kirche in eine evang. Predigerkirche umgewandelt .)
In der Klosterpfalz fand im Dezember 984 ein Reichstag statt. Dessen Hauptereignis war, dass Herzog Heinrich der Zänker, nach dem überraschenden Tod Kaiser Ottos II. im fernen Rom, den dreijährigen und schon als Otto III. zum König gekrönten Sohn Ottos II. an dessen Mutter Theophanu und seine Großmutter Adelheid zurückgab, nachdem er ihn in seine Gewalt gebracht hatte. Theophanu wurde als Reichsregentin und Vormund des kleinen Otto anerkannt, der Mainzer Erzbischof Willigis in seinem Amt als ihr Berater bestätigt.
(s. Adelheid, Otto III., Theophanu, Willigis)