Roritzer

Aus Mittelalter-Lexikon
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Roritzer (Roriczer). Name einer Baumeister- und Bildhauerfamilie aus Regensburg, die im 15./16. Jh. durch zahlreiche Werke belegt ist. Ihre Hauptwirkungsstätte war der Regensburger Dom; daneben waren sie in Prag, Wien, Ulm, Nürnberg und Straßburg tätig. Als Stammvater der Familie und erster Roritzer am Regensburger Dom (1411-16) wird Meister Wenzla angesehen, der wohl von der Prager Parlerschule her kam. Auf ihn folgte sein Sohn Konrad Roritzer (gest. um 1475), der als Werkmeister von St. Lorenz in Nürnberg den von dem Rothenburger Werkmeister Konrad Heinzelmann begonnenen Chor fortgeführt hatte. Er änderte die Regensburger Pläne seines Vaters und entwarf eine kühne Einturmfassade, die dann jedoch nicht ausgeführt wurde. 1462 war Konrad Gutachter an St. Stephan in Wien, 1474 beteiligte er sich maßgeblich an der Einwölbung der Münchener Frauenkirche. Von Konrads Sohn Matthäus R. (gest. um 1495), der 1463 – 66 als Werkmeister von St. Lorenz in Nürnberg beschäftigt war, stammt auch die Kapitelsakristei am Eichstätter Dom; er brachte den Regensburger Bau soweit voran, dass man ihn kirchlich nutzen konnte. Durch das Fialenbüchlein ("puechlen von der fialen gerechtikait", 1486), eines der seltenen dt. Baumeisterbücher, ist er als erster deutscher Architekturtheoretiker in die Geschichte eingegangen. Auf seinen jüngeren Bruder Wolfgang R. sollen das Sakramentshäuschen im Chor und der Schmuckbrunnen im südlichen Querschiff der Regensburger Doms zurückgehen. Wolfgang ist einem Zwist zwischen dem Rat, der den Dombau wegen Geldmangel einstellen wollte, und der bauwilligen Bürgerschaft zum Opfer gefallen; am 29. Mai 1514 wurde er als „Aufwiegler der Bürgerschaft“ hingerichtet. Mit seinem Tod erlosch die Baumeisterfamilie der Roritzer.