Rudolf von Fulda
Rudolf von Fulda (vor 800 – 865). Dichter, Gelehrter, Geschichtsschreiber und Theologe, seit 812 als Archivar an der Kanzlei des Klosters Fulda tätig, wo er die Klosterurkunden betreute und sich nicht vor Fälschungen zum rechtlichen Vorteil seiner Abtei scheute. 822 wurde er zum Subdiakon ernannt und folgte seinem zum Abt gewählten Lehrer Hrabanus Maurus im Amt des Leiters der Klosterschule nach. 827 erhielt er die Priesterweihe. 847 folgte er seinem zum Erzbischof von Mainz berufenen Gönner Hrabanus an dessen neuen Amtssitz, kehrte aber schon bald nach Fulda zurück um dort bis zu seinem Tod tätig zu sein. Von seiner hohen Wertschätzung als Lehrer und Gelehrter zeugen ehrende Vermerke seiner Schüler Erkanbert von Fulda und Ermenrich von Ellwangen sowie ein Nachruf in den Annales Fuldenses. Ludwig der Deutsche nennt ihn in einer Urkunde seinen Beichtvater.
Werke:
„Vita Leobae abbatissae Biscofesheimensis“ (um 836 verfasste Lebensbeschreibung der von Bonifatius nach Bischofsheim berufenen hl. Lioba, gest. 780);
„Miracula sanctorum ecclesias Fuldensium translatorum“ (entstanden um 842 bis 847, Aufzählung der Reliquienerwerbungen durch Abt Hrabanus und durch Rudolf selbst sowie der damit verbundenen Wunder; ein Anhang listet die Taten des Hrabanus auf);
„Translatio Sancti Alexandri“ (auch: "De miraculis sancti Alexandri", eine historiographisch-hagiographischer Erzählung über die Translation der Gebeine des röm. Märtyrers Alexander von Rom nach Wildeshausen im Jahre 851, entstanden um 863 bis 865 im Auftrag des sächsischen Grafen Waltbraht, einem Enkel des Sachsenherzogs Widukind, welcher die Alexander-Reliquien überführt hatte; von Rudolf stammt nur der erste Teil, in welchem er eine Stammes- und Kulturgeschichte der Sachsen ausbreitet, in Anlehnung an die „Germania“ des Tacitus, an die „Libri decem historiarum“ des Gregor von Tours und an die „Vita Caroli Magni“ des Einhard; der eigentliche Translationsbericht stammt von Rudolfs Schüler und Mitbruder Meginhard);