Salz in Volksglaube und Brauchtum

Aus Mittelalter-Lexikon
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Salz in Volksglaube und Brauchtum. Der hohen Wertschätzung des Gutes "Salz" entsprachen mythische, magische, symbolische, sakrale, heilkundliche und alchimistische Bezüge. Den Alchemisten galt Salz zusammen mit Schwefel und Quecksilber als einer der Grundstoffe des Lebens, als eines der "Drei Prinzipien". War jedoch Schwefel dem Feuer, speziell dem Höllenfeuer, dem Teufel und seinen Dämonen zugeordnet, so galt Salz als radikales Abwehrmittel gegen diese und die ihnen verpflichteten Hexen und Zauberer. Sie konnten durch eine gezielt geworfene Prise Salz oder durch Bestreuen der Türschwellen von Haus und Stall vertrieben und ferngehalten werden. Folgerichtig wurden auch Neugeborene mit Salz eingerieben, bekamen Kälber Salz auf die Zunge oder ein Säckchen mit Salz umgehängt, wurde in die Richtung eines aufziehenden Unwetters eine Prise Salz geworfen. Die Kirche konnte sich nicht entscheiden, ob Salz gut oder böse sei. So wurde denn Salz bei kirchl. Zeremonien (bei Taufe, Kirch- oder Altarweihe oder bei der Bereitung von Weihwasser) "ad effugandos daemones" angewandt, es musste jedoch vorher exorziert, vom Einfluss des Bösen befreit worden sein. Dem Volksglauben nach hatte geweihtes Salz (sal sacerdotale) apotropäische und heilende Kraft für Mensch und Vieh. Auch wurden vielen Heiligen "Salzwunder", besonders Heilungswunder nachgesagt. Salzweihe ("Benedictio salis") ist belegt u.a. für die Quatembersonntage, für Ostern, den Vortag des Dreikönigsfestes, für Neujahr, Palmsonntag, den Agaten-, Antonius-, Blasius- und Sebastianstag. Nach einem der populärsten Zauberbücher, genannt "Das Sechste und Siebente Buch Moses", verriet ein in der Christnacht aufgesetztes Salzhäufchen das Schicksal dessen, dem es gewidmet war: war es geschmolzen oder umgefallen, so würde er im folgenden Jahr sterben.