Schäfer
Schäfer (mhd. schaefaere, ahd. scaphare, v. ahd. scaf; mlat. bergarius). Schäfer blieben entweder mit ihren Herden im Gemeindebereich der Tierbesitzer (Standschäferei), oder sie zogen vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst dem Futter nach (Wanderschäferei). Dabei legten sie große Strecken zurück und bevorzugten während der warmen Jahreszeit windige, kühle Bergeshöhen und im Winter wärmere Tallandschaften. (s. Transhumanz)
Schafhirten und andere ®Hirten hatten aufgrund ihrer naturverbundenen Lebensweise profunde Kenntnisse über Wettergeschehen, Heil- und Schadpflanzen, Tierzucht und Krankheiten. Der Volksglaube schrieb ihnen magische und seherische Fähigkeiten zu, rückte sie in die Nähe von Hexern und Hexen, denen sie angeblich ihr geheimes Wissen weitergaben. Zusammen mit diesen verfielen die Schäfer der Verfemung; ihr magisches Prestige, ihre Unbehaustheit und Einsamkeit sowie ihre Fertigkeit beim Schlachten von Tieren trug ihnen die Marginalisierung als ®unehrliche Leute ein. Dazu dürften noch die Umstände beigetragen haben, dass sie – wie ®Abdecker – verendete Tiere abhäuteten und vergruben, und dass sie von der Sonntagspflicht entbunden waren und nur selten in der Kirche gesehen wurden.