Schnecke (Weinbergschnecke)
Schnecke (Weinbergschnecke) (mhd. snecke, snegge; lat cochlea; wiss. Helix pomatia). Der Name rührt daher, dass diese Art der Schnecken kalkhaltige Böden bevorzugt, wie sie in den meisten Weingärten oder –bergen anstehen.
Schon in der Antike wurden Weinbergschnecken in Schneckengärten (cochlearia) gezogen und waren in vielfältiger Zubereitung als Leckerbissen sowie als kräftigendes, anregendes Heilmittel geschätzt. Gegessen wurden Kriechfuß und Kopf, ihre Schale (das Schneckenhaus aus Kalk) wurde als Löffel benutzt und hatte nach ihr seine Bezeichnung cochlea. Als Nahrungsmittel wurde die Schnecke in unsere Breiten und bis nach England mit den röm. Legionen, später mit der Klosterkultur gebracht – in dieser galt ihr Körper nicht als Fleisch und war daher eine willkommene Fastenspeise. Schneckengerichte fanden sich auf den Tischen sowohl der Reichen wie der Armen, war es doch in der Natur frei zu haben wie Pilze oder Beeren. Besonders begehrt war die mit einem Deckel aus erhärtetem kalkhaltigen Schleim verschlossene Ruheform (Sommer-, Winter-Deckelschnecke) wegen ihrer Lagerfähigkeit und ihres hohen Fettgehalts.
Nach antiker Lehre nahm man an, dass Schnecken bei Wärme und Feuchtigkeit aus dem Boden entstünden (Urzeugung). Zubereitungen aus Schneckenkopf und -leib, aus pulverisierter Schale, aus der Raspelzunge (Radula) und aus dem Schleim, der aus Drüsen an der Fußsohle ausgeschieden wird, wurden in der Volksmedizin zur Bereitung von Heilmitteln benutzt.
Aus „causae et curae“ der Hildegard von Bingen stammt die Empfehlung, einem kranken Schwein ein Gemenge aus zerkleinerten Schneckenhäusern und Dill ins Fressen zu mischen, ... „und es wird gesund werden.“
In einer Illustration der "Konstanzer Chronik" (15. Jh.) finden sich Weinbergschnecken auf einer Verkaufstheke (Fleischbank) abgebildet. gehörten also zum normalen Speisenangebot.
Auch im ma. Aberglauben spielte die Weinbergschnecke eine Rolle, so in der Wettervorhersage oder der Dämonenabwehr (das S.-Haus als Amulett).
(s. Tiersymbolik)