Schwimmen
Schwimmen (mhd. swimmen). Das Schwimmen ist dem Menschen im Gegensatz zu den Säugetieren nicht angeboren, sondern muss erlernt werden. Griechen, Römer und auch Germanen sollen gute Freischwimmer gewesen sein; als Hilfsmittel fanden luftgefüllte Lederbälge, Binsen- und Korkgürtel Verwendung. Die Schwimmkunst wurde indes in nachklassischer Zeit nicht weiter gepflegt. Schwimmkundige werden als Ausnahmen anerkennend herausgehoben, so etwa in den Lebensbeschreibungen Karls d. Gr. oder Alberos von Trier. Im Mittelalter gehörte Schwimmen zwar zu den ®septem probitates (sieben Fertigkeiten) der ritterbürtigen Jugend, doch wird davon ausgegangen, dass ein weit überwiegender Teil der Bevölkerung nicht schwimmen konnte. Dies ist umso erstaunlicher, als sich ein Großteil des Waren- und Personenverkehrs auf dem Wasser abspielte, und Havarien von Booten, Fähren, Schiffen und Flößen eher alltäglich waren und somit ein hohes Risiko des Ertrinkens mit sich brachten. Leibfeindlichkeit und Keuschheitswahn der christlichen Theologen dürfte dem Schwimmen nicht entgegengestanden haben, war es doch zu jener Zeit üblich, in ®Badhäusern oder ®Heilbädern nackt oder leicht geschürzt Geselligkeit zu pflegen. Auch die oft angeführte Angst vor krankheitsauslösenden Agentien in den Gewässern dürfte nicht vom Schwimmen abgehalten haben, waren doch Erreger wie Viren oder Bakterien noch unbekannt. Fäkalien und eklen Einleitungen aus Schlachthäusern, Gerbereien, Färbereien usw. hätte man ausweichen können, indem man flussaufwärts der Ortschaften oder an siedlungsfernen Seeufern ins Wasser gegangen wäre. Und so bleibt als wahrscheinlichste Ursache für das verbreitete Nichtschwimmertum die Tatsache, dass Angehörige der nichtadligen Gesellschaft - mithin mehr als 90% der Bevölkerung - schon im Kindesalter zur Mitarbeit in der Landwirtschaft, in der Werkstatt oder im Haushalt gezwungen waren und schlechterdings keine Muße für das Erlernen sportlicher Künste hatten.