Sommerlied

Aus Mittelalter-Lexikon
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Sommerlied heißt eine Gattung des Minnelieds, bei der in der Einleitung das Bild des jungen Sommers (mit jungem Grün, Blumen, Vogelsang) und im Hauptteil der Topos des von bäuerlichen Frauen und Mädchen umworbenen Mannes (Ritters) beschworen wird. Das Sommerlied ist eine fast ausschließliche Domäne des Minnesängers Neidhart (um 1185 bis nach 1237), in dessen Liedern häufig höfische und bäuerliche Charaktere parodistisch – auch in Verkehrung der Rollen – gegenübergestellt werden. Die erste Strophe eines Sommerlieds von Neidhart lautet:

Der meie ist der riche:
er füeret sicherliche
den walt an seiner hende.
der ist nu niuwes loubes vol: der winder hat ein ende.

(Der Mai, das ist der reiche:
er führet sicherlich
den Wald an seiner Hand.
Der ist nun neuen Laubes voll: der Winter hat ein Ende.)