Thomas von Kempen

Aus Mittelalter-Lexikon
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Thomas von Kempen (Thomas a Kempis, eigtl. Thomas Hemerken; 1379 - 1471). Der Augustinerchorherr aus Kempen am Niederrhein gilt als möglicher Verfasser des vierbändigen "De imitatione Christi" (um 1441), des nach der Bibel verbreitetsten Buches des SMA. Als Vorlage dürfte ihm ein geistliches Tagebuch des ®Geert Groote gedient haben. Der Erfolg dieser christl. Erbauungschrift lag zum Einen in dem Trost, der darin dem reuigen Sünder erteilt wird: "Es ist kein Vollkommener so vollkommen, kein Heiliger so heilig, dass er nicht manchmal noch zum Bösen versucht würde. Ein Mensch sein, und ohne alle Versuchung bleiben, das ist schlechterdings nicht möglich". Andererseits gab es den vielen Gläubigen Halt, die durch die aufkommende Verwissenschaftlichung der Weltsicht und durch den Hochmut der Gelehrten verunsichert waren: "Lass ab von der überspannten Wissbegier ... Besser wenig Wissenschaft mit viel Demut, als große Reichtümer von Wissenschaft mit viel Selbstgefälligkeit besitzen". Die Dinge dieser Welt werden nicht – wie sonst in der deutschen Mystik – als wertvolle Gaben der Schöpfung Gottes dargestellt, sondern als Hindernis der Gotteserkenntnis: "Siehst du auf das Geschöpf, so entzieht sich dir der Schöpfer" (III 42,10).
(s. Rapiarium)