Tragödie

Aus Mittelalter-Lexikon
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Tragödie (über lat. tragoedia aus grch. tragoidia = Trauerspiel, tragisches Drama, eigtl. = Bocksgesang, Deutung umstritten). Bezeichnung für ein Drama, in dessen Verlauf der Protagonist in einen tragischen Konflikt gestürzt und notwendig schuldig wird; die Ordnung wird dadurch wiederhergestellt, dass entweder eine höhere Macht die erwachsene Schuld tilgt oder den schuldigen Held in einer Katastrophe vernichtet.
Nach verbreiteter Ansicht ließ das christl. Weltbild des MA. keinen Raum für Tragik, weil das blinde, sinnlose Walten eines Schicksals außerhalb der Vorstellung lag und weil dem Menschen durch Gottes gerechten Ratschluss Lohn oder Strafe gemäß seiner Tugend oder Sündhaftigkeit zugemessen wird. (Von daher klassifiziert Péter Szondi das MA. insgesamt als untragische Epoche.)
Die grundlegende antike Tragödientheorie, enthalten in der „Poetik“ des Aristoteles, wurde erst im SMA. über eine arabische Version ins Lateinische übertragen und dürfte ohne größere Wirkung geblieben sein.