Unglückstage

Aus Mittelalter-Lexikon
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Unglückstage (schwarze, verworfene, ägyptische, unsichere, kritische Tage; lat. dies morborum critici, v. lat. crisis = entscheidende Wendung; auch dies incerti). Abgeleitet von der hippokratischen Bezeichnung für den entscheidenden Höhepunkt, der „Krise“ im Krankheitsverlauf, wurden in ma. Krankheits- und Aderlasskalendern die nach astrologischen Regeln ungeigneten Tage für bestimmte Verrichtungen vermerkt. Diese Tage wurden für jedes Jahr neu berechnet und mussten von Ärzten und Badern beachtet werden, um Unheil durch Blutentzug und Arzneigabe, durch Haare- und Nägelschneiden zu vermeiden. K. T. sind bereits in fma. Arzneibüchern vermerkt und fanden trotz kirchlicher Verbote weitgehend Beachtung. Von Denjenigen. die gegen diesen Aberglauben angingen, seien der Magister Nikolaus Jauer und der Prediger Berthold von Regensburg genannt. Die im SMA. als Handschriften oder Druckwerke umlaufenden Verzeichnisse von Unglückstagen erschienen häufig unter dem Namen des Albertus Magnus; dieser war beim Volk in den Ruch eines großen Magiers gekommen, und sollte durch seine Nennung die Glaubwürdigkeit einer Schrift erhöhen.
Als kritisch galten im MA. - in der Tradition antiken Aberglaubens und gemäß dem siebentägigen Perioden des Mondwechsels - der 7., 14., 21. und 28. Kalendertag. Als kritische bzw. ungüstige Wochentage galten Montag, Mittwoch und Freitag, ebenso Aschermittwoch und Karfreitag, der 1. April (Datum des Selbstmords des Judas), der 1. August (an dem Luzifer aus dem Himmel gestoßen wurde), der 1. Dezember (des Untergangs von Sodom und Gomorra) und der 28. Dezember (Tag der Unschuldigen Kinder). Außer diesen weithin gültigen gab es eine Vielzahl regional unterschiedlicher schwarzer Tage. An allen diesen sollten ärztliche Eingriffe, Routineleistungen der Badstübner und der Beginn wichtiger Unternehmungen jeder Art möglichst vermieden werden, so etwa Heirat, Reiseantritt, Aussaat oder Pflanzung. Den an einem verworfenen Tag Geborenen sollte ein ungutes Leben oder ein früher Tod bevor.
(s. Aderlassmännchen, Arzneibuch)